Sportpsychologie – ein wichtiges Thema auch im Nachwuchsleistungssport

Der Abschlusstag des Nachwuchsleistungssport-Symposiums brachte interessante Einblicke in sportpsychologische Aspekte. In einer Poster-Session gab es auch noch einmal Gelegenheit zum Netzwerken. Veranstaltungsleiterin Dr. Antje Hoffmann zog ein positives Fazit.

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

NWLS-Symposium 2022 Vortrag (Quelle:IAT)

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Der dritte und letzte Tag des IAT-Nachwuchsleistungssport-Symposiums in Leipzig stand ganz im Zeichen der Sportpsychologie. Als Schwerpunkt im Hauptvortrag wählte Referentin Prof. Dr. Franziska Lautenbach von der Universität Berlin das Thema, wie positive Emotionen als Ressourcen genutzt werden können. Formen dabei gibt es ganz verschiedene: Überraschung, Stolz, Freude, Dankbarkeit, Hoffnung sind Beispiele. Kurzfristig sorgen positive Emotionen für eine schnellere Regeneration und wirken leistungssteigernd. Mittelfristig unterstützen sie die Gesundheit und langfristig können sie dazu beitragen, dass der Nachwuchsathlet oder die Nachwuchsathletin Leistungssport weiter betreibt und nicht aufhört.

Eine Befragungsstudie unter Athletinnen und Athleten habe ergeben, dass 71 Prozent Strategien verwenden, um positive Emotionen zu steigern, informierte Professorin Lautenbach. Jedoch helfen ihnen laut Umfrage dabei nur 50 Prozent der Trainerinnen oder Trainern. Eine andere Studie in einer Mannschaftssportart hatte gezeigt, dass je mehr Freude der Trainer ausstrahlte, desto besser wurde der einzelne Spieler und damit auch das Team. Die Professorin betonte zudem, dass auch Trainer Regenerationsphasen brauchen. „Trainer ist ein harter Job, mit einer hohen Wirkkraft.“ Zusammenfassend gab sie dem Auditorium mit, dass es oft die kleinen Dinge sind, die verbinden, stärken und verbessern – wie zum Beispiel der Ausdruck von Freude. Zudem sollte ein stärkerer Fokus auf den positiven Emotionen liegen, „wir haben dabei noch sehr viel zu lernen.“

Elterncoaching

Doch nicht nur Athleten und Trainer sollten sportpsychologisch betreut werden, wie Dr. Hanspeter Gubelmann von der ETH Zürich sagte. „Eltern sind eine wichtige Gruppe.“ Ziel für die Zukunft müsse sein, Eltern besser zu integrieren und auszubilden. Zentrale Themen beim Elterncoaching seien Selbstvertrauen, Elternverhalten während Wettkämpfen und Trainings, Umgang mit Erfolgen und Niederlagen, soziale Medien und Rollenfindung. „Eltern können ein gutes Vorbild sein, positive Unterstützung geben und Entscheidungsfreiheit lassen. „Sport soll Lebensschule sein. Und der Erfolgsfaktor sei Selbstvertrauen. Abschließende sagte der Schweizer: „Für mich ist die leistungsunabhängige Wertschätzung der Eltern ganz wichtig.“

Sportpsychologische Arbeit bei Alba Berlin

Interessante Einblicke gaben Sportpsychologin Renate Eichenberger und Nachwuchstrainer Norbert Opitz in die psychologische Arbeit bei dem Basketballverein. 2017 entwickelte Eichenberger ein Sportpsychologie-Konzept, das noch im selben Jahr implementiert wurde. Dabei wird mit den Trainern, den Teams und auch dem individuellen Spieler gearbeitet. „Ganz wichtig“, erklärte Eichenberger, „es ist ein längerer Prozess und Erfolge sind nur schwer messbar.“ Das sei auch der Grund, weshalb Diskussionen um Ressourcen aufkommen. Aber „allen Widerständen zum Trotz, es geht um die Persönlichkeitsentwicklung.“ Nicht alle Trainer bei Alba Berlin nehmen an den Workshops teil, sagte Opitz, „man muss sich darauf einlassen und dann ist es auch gewinnbringend.“ Ganz wichtig bei der sportpsychologischen Betreuung sei, keine Ratschläge zu erteilen. „Ratschläge sind Schläge.“

Psychologische Arbeit am OSP Niedersachsen

Wie die sportpsychologische Arbeit am OSP Niedersachsen aussieht, darüber informierte Dr. Tamara Thomsen. So gebe es verschiedene Angebote, angefangen bei einer offenen Sprechstunde über Vorträge bis hin zur Eingangsdiagnostik bei Neuzugängen. Ziele der Arbeit mit den Nachwuchssportlerinnen und -sportlern seien die Leistungsoptimierung, Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheitsförderung.

Resümee zum Abschluss

Nach drei langen Tagen mit vielen Informationen, Gesprächen und Netzwerken dankte die Organisationsleiterin des Nachwuchsleistungssportsymposiums und Fachbereichsleiterin Nachwuchsleistungssport am IAT, Dr. Antje Hoffmann, allen Referenten und dem gesamten Team. Ihr Wunsch sei nun, gemeinsam auch ins Handeln zu kommen. Von den rund 300 Teilnehmenden waren etwa ein Drittel Trainerinnen und Trainer, ein Drittel kam aus dem Bereich Leistungssportsteuerung und ein Drittel aus dem Wissenschaftsbereich.

Als Vertreterin des DOSB sagte Prof. Dr. Ilka Seidel anknüpfend an das Statement von Dirk Schimmelpfennig am ersten Tag: „Wichtig ist, gemeinsam nicht nur groß werden, sondern auch Großes tun. Das heißt auch, sich hinter eine gemeinsame Idee, ein gemeinsames Ziel zu stellen. Und dabei ab und zu auch mal die eigenen Partikularinteressen hintenanzustellen. Denn im Partikularem sind wir eben nicht so stark. Das heißt natürlich auch, trotz allem immer wieder aufmerksam, wachsam, offen für die Argumente der anderen zu sein, zuzuhören, achtsam miteinander umzugehen.“ Zudem betonte sie, dass für alle Bereiche, nicht nur für den Leistungssport, eine ganzheitliche Kampagne gebraucht werde, um den Zugang zu Bewegung und Sport hinzubekommen. Und dann müsse es aber auch gelingen, für diejenigen, die motorisch positiv auffallen und die Lust haben, qualifizierte Angebote bieten zu können. Aus den drei Tagen nehme sie mit, dass mehr Formate gefunden werden sollten, „um stärker in den gemeinsamen Austausch, den Transfer und dann aber auch in die Umsetzung zu kommen.“

Zu Beginn des Symposiums hatte Dr. Antje Hoffmann den Wunsch formuliert, dass die Teilnehmenden die Veranstaltung nutzen, um den Ball der Kommunikation, der coronabedingt so ein bisschen festgesteckt hat, wieder ins Spiel zu bringen und ihn in diesen drei Tagen gemeinsam wieder einzunetzen. „Ich denke, das haben wir geschafft. Die Kugel ist drin.“