Vorstandsvorsitzender des IAT/FES e.V. Prof. Martin Engelhardt wies in seiner Eröffnungsrede auf die wichtige Säule IAT auch im Nachwuchsleitungssport hin, um Athletinnen und Athleten Chancen in internationalen Wettbewerben zu sichern. In dem Zusammenhang dankte er den Ländern, dass sie im Rahmen der Bund-Länder-Vereinbarung seit 2020 die Nachwuchsleistungssportprojekte ermöglichen. Zugleich appellierte er: „Die Begeisterung für den Sport und den Hochleistungssport muss wieder in die Gesellschaft getragen werden. Diesbezüglich haben wir große Probleme im Vergleich zu anderen Nationen.“ Es bedürfe professioneller Strukturen und qualifizierten Personals, auch in der Sportlerausbildung und im Schulsport. Die Verhältnisse seien teilweise katastrophal, „dort muss man die Hebel ansetzen.“
In einer Talkrunde unter anderem mit Dirk Schimmelpfennig vom DOSB und Jens-Uwe Münker vom hessischen Sportministerium wurde erklärt, dass sich nicht nur auf den Spitzensport konzentriert werden wolle, denn ohne Nachwuchsleistungssport-Förderung gebe es diesen nicht. Ein langfristiger Leistungsaufbau der Athletinnen und Athleten sei nötig.
Wie Talententwicklung im alpinen Skirennlauf erfolgen kann, wurde in einem der beiden Hauptvorträge vom österreichischen Gastreferent Prof. Dr. Christian Raschner, Leiter des Olympiazentrums in Innsbruck, vorgestellt. Seine Besonderheit: Er konnte auch aus der Sicht des Vaters, Trainers und Wissenschaftlers berichten, denn sein Sohn ist Skirennläufer Dominik Raschner. „Diese Dreierkombination war für mich sehr spannend“, sagte er. Bei der Talententwicklung seien verschiedene Aspekte zu beachten. Zum einen wie die hohen Trainingsumfänge bei gleichzeitiger guter Schul- oder Berufsausbildung zu verkraften seien. Das Wichtigste sei, so betonte Raschner, „möglichst verletzungs- und überlastungsfrei zu bleiben und den Spaß am Training nicht zu verlieren.“ Wegen Letzterem haben zum Beispiel viele ehemaligen Sportkollegen von Radrennsportler Felix Groß ihre Sportkarriere beendet, wie dieser in seinem Beitrag aus Sicht eines Athleten berichtete. Interessant waren Raschners vorgestellte Trainingsgeräte, die speziell für die spezifischen Anforderungen im alpinen Skirennlauf entwickelt wurden. Zudem wies der Universitätsprofessor darauf hin, dass die Ausgewogenheit aus Trainingsbelastung und Regeneration im Nachwuchs mehr Beachtung finden müsse.
Im zweiten Hauptvortrag referierte Dr. Sven Baumgarten vom DOSB über die Duale Karriere im Leistungssport. Er betonte, eine Duale Karriere bedeute nicht, dass permanent gleichzeitig dem Sport und der Ausbildung nachgegangen werden müsse. „Es gibt immer noch ein Informationsdefizit zur Dualen Karriere.“ Nach der Vorstellung des Zehn-Punkte-Programms des DOSB, mahnte Baumgarten: „Wir können es uns nicht mehr leisten, Nachwuchstrainer schlechter zu bezahlen als Trainer im Spitzensport.“ In Richtung Zukunft blickend, sagte er, „wir müssen den Mut und die Kraft aufbringen, ein Gesamtkonzept aufzustellen – von der Kita bis in die Weltspitze.“
Zudem gab die Fachbereichsleiterin Nachwuchsleistungssport am IAT, Dr. Antje Hoffmann, einen Kurzüberblick über die bisherigen Ergebnisse aus den Projekten, die dank der Bund-Länder-Vereinbarung erst möglich wurden. Etwas tiefere Einblicke in die aktuellen Forschungsstände in den Sportarten Lauf/Gehen, Handball und Schwimmen gewährten die IAT-Wissenschaftler Daniel Fleckenstein, Dr. Peter Weigel und Alexandra Eberhardt.