Menstruationszyklusstörungen im deutschen Leistungssport: Eine umfassende Bestandsaufnahme

Der Menstruationszyklus von Leistungssportlerinnen rückt zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Eine aktuelle Studie des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) beleuchtet das Auftreten von Zyklusstörungen bei Athletinnen aus verschiedenen Sportartengruppen in Deutschland.

Training Judoka (Foto IAT/Patrice Marker)

Training Judoka (Foto IAT/Patrice Marker)

Studienhintergrund und Methodik

In einer repräsentativen Querschnittsstudie untersuchte die Themengruppe Frau im Leistungssport die gynäkologische Gesundheit von 584 Leistungssportlerinnen mittels eines detaillierten Online-Fragenbogen. Die Teilnehmerinnen waren im Durchschnitt 21 Jahre alt und stammten aus 64 verschiedenen Sportarten, die sieben Sportartengruppen zugeordnet wurden.

Zentrale Ergebnisse

29 % der Spitzensportlerinnen nahmen hormonelle Verhütungsmittel ein, davon 69 % die kombinierte Verhütungspille. Nur 20 % der Sportlerinnen gaben keine Nebenwirkungen oder Nachteil ihres hormonellen Verhütungsmittels an.

Bei Sportlerinnen ohne hormonelle Verhütung offenbarte die Studie: 
•    69 % der Sportlerinnen ohne hormonelle Verhütung berichteten von einem regelmäßigen Menstruationszyklus (Zykluslänge 25-35 Tage)
•    13 % hatten eine Oligomenorrhoe (Abstand zwischen den Regelblutungen >35 Tage)
•    8 % zeigten eine sekundäre Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung für mehr als 3 Monate)
•    2 % wiesen eine primäre Amenorrhoe auf (Nicht-Einsetzen der ersten Regelblutung bis zum Ende des 16. Lebensjahr)

Unterschiede zwischen Sportarten

Im Vergleich zur Normalbevölkerung (Prävalenz von Zyklusstörungen: 7 %) haben demnach Leistungssportlerinnen aus allen Sportartengruppen ein erhöhtes Risiko für Zyklusstörungen, und nicht nur Sportlerinnen aus den Ausdauer- und ästhetischen Sportarten, wie oft vermutet wird. Die Häufigkeit von Oligomenorrhoe und sekundärer Amenorrhoe unterschied sich dabei nicht zwischen den verschiedenen Sportartengruppen. 
Lediglich das Auftreten von primärer Amenorrhoe war in den ästhetischen Sportarten signifikant höher.
Darüber hinaus waren bereits 75 % der Sportlerinnen in der Vergangenheit von Zyklusstörungen betroffen. 

Einflussfaktoren und Prävention

Die Studie identifizierte wichtige Faktoren, die mit niedrigeren Prävalenzen assoziiert sind:
•    Regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen (einmal im Jahr)
•    Tracking des Menstruationszyklus

Handlungsempfehlungen

Die Autor*innen empfehlen:
•    Aufklärungsprogramme für Sportlerinnen, Trainer*innen und Betreuungsteams
•    Regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen, z.B. im Rahmen der sportmedizinischen Grunduntersuchung
•    Tracking des Menstruationszyklus 
•    Verbesserter Zugang zu sportaffinen Gynäkolog*innen

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die gynäkologische Gesundheit von Leistungssportlerinnen ganzheitlich zu betrachten und gezielt zu unterstützen.

Link zur Publikation: https://sportsmedicine-open.springeropen.com/articles/10.1186/s40798-025-00845-6
Link zum Female Facts Booklet: https://sport-iat.de/factsheets-allgemein/detail/af-female-facts-booklet