Monitoring von Belastung, Beanspruchung und Regeneration
Monitoring der Trainingseinheit und im Mikrozyklus - Ableitungen für die optimale Steuerung der Intensitätsbereiche
Stand: 06/2023
Trainingssteuerung ist ein multifaktorieller komplexer Prozess, der in einer engen Interaktion zwischen Trainer und Sportler iterativ stattfindet. Zur Steuerung einer Trainingseinheit können unterschiedliche Steuerparameter genutzt werden. Die Bewertung einer Trainingseinheit und damit das Erschließen der Trainingsqualität ist möglich durch den Abgleich von Belastung (geplantem Training) und Beanspruchung (umgesetztem Training). Eine hohe Trainingsqualität ergibt sich aus einer hohen Übereinstimmung von Belastung und Beanspruchung und sollte folglich in bio-positiven Anpassungen resultieren, was durch eine Verbesserung der Leistung quantifiziert werden kann.
Kock, H. & Schürer, Axel (2023). Monitoring von Belastung, Beanspruchung und Regeneration. Vortrag im Rahmen des Spitzensport-Symposiums 2023 in Leipzig
Zur Studie
Die für das Training zu nutzenden Trainingsbereiche sowie die Zielstellung für das Trainingsjahr leitest Du aus der Quantifizierung des Status Quo mittels Leistungsdiagnostik und Analyse der vorangegangenen Wettkampfsaison ab.
Durch die Verwendung unterschiedlicher Steuerparameter (objektiv external, objektiv internal und subjektiv internal) kannst Du Trainingsziele über einen multiparametrischen Ansatz besser definieren.
Eine hohe Trainingsqualität erzielst Du durch eine hohe Übereinstimmung von geplantem und umgesetztem Training.
In den Ausdauersportarten verwendest Du zur Bestimmung der Zielstellung und zur Kommunikation zwischen Trainer und Sportler Trainingszonenmodelle, in denen die Trainingsbereiche durch physiologische Grenzwerte bestimmt werden.
Sei Dir bewusst, dass nicht jeder Steuerparameter in jeder Situation gut geeignet ist.
Die Entwicklung der sportlichen Leistung und das Quantifizieren dieses Entwicklungsprozesses umfasst mehrere Ebenen. Als grundlegende Ebenen, die unabhängig vom Sportlerniveau stehen, sind zum einen die zielsetzungs- als auch die motivationale Komponente zu nennen. Wenn die sportliche Leistung verbessert werden soll, was eine hohe motivationale Bereitschaft erzeugen kann, muss es zwangsläufig zu einer Zielsetzung am Anfang des Trainingsjahres kommen. Die Zielsetzung umfasst dabei das Quantifizieren der aktuellen Leistung, was zum einen durch eine Leistungsdiagnostik abgedeckt werden kann, zum anderen aber auch durch eine Analyse der vorangegangen Wettkampfsaison. Diese Ebene bietet Trainern und Sportlern die Möglichkeit, den aktuellen Status quo aufzuzeigen, individuelle Leistungskomponenten abzuleiten, sowie neue Trainingsbereiche zu bestimmen. Aus diesen Schritten resultiert dann im Trainingsprozess das Erstellen und individualisieren des Trainingsplanes. Über Zeit und qualitatives Training wird es zwangsläufig zu Veränderungen der Trainingsbereiche und des individuellen Stärke-Schwächen-Profils kommen, wodurch es zu Anpassungen in der Trainingsplanung kommen muss aber gleichzeitig schon Leistungsentwicklungen dargestellt werden können. Über diesen iterativen Prozess kann es somit langfristig zu einer Verbesserung der sportlichen Leistung kommen.
Unterschiedliche Steuerparameter können genutzt werden, um unmittelbar in oder nach einer Trainingseinheit Leistung zu quantifizieren. Die zu erzielende Leistung bzw. Aufgabe entspricht dabei dem vom Trainer geplanten Training (external subjektiv) und kann über external objektive (z. B. Geschwindigkeit), internal objektive (z. B. Herzfrequenz) oder internal subjektive Steuerparameter (z. B. session-RPE) quantifiziert werden.
Dabei kann die Wahl des jeweiligen Steuerparameters in unterschiedlichen Resultaten der Bewertung der Trainingseinheit resultieren, sodass Trainer und Sportler vor der Trainingseinheit klare Zielstellungen definieren sollten, um eine hohe Trainingsqualität (hohe Übereinstimmung von geplanten und umgesetzten Training) zu erreichen. In den meisten Ausdauersportarten findet die Kommunikation bzgl. Zielstellung einer Trainingseinheit zwischen Trainer und Sportler über Trainingszonenmodelle statt. Hierbei werden z.B. mittels Leistungsdiagnostik physiologische Anker (z. B. Laktatschwellen (LTs), ventilatorische Schwellen (VTs), maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max)) bestimmt, die Grenzen für Trainingsbereiche in einem Trainingszonenmodell darstellen. Jedem Trainingsbereich lassen sich somit objektiv externale (Geschwindigkeiten), objektiv internale (Herzfrequenz (HF), kapillares Blutlaktat (bLa)) und subjektiv internale (Borg) Steuerparameter zuordnen, sodass Trainingsziele deutlich über einen multiparametrischen Ansatz definiert werden können. Das vorgegebene Trainingsziel kann nur durch Einhaltung der geplanten Intensitätsbereiche erreicht werden.
Dieser Ansatz ist sehr wertvoll, da je nach Sportart, Trainingsmittel, Trainingsintensität, Trainingsmethode oder äußeren Gegebenheiten (Berglauf vs. Flachlauf) manche Steuerparameter besser, hingegen andere schlechter genutzt werden können. Diese Einflussgrößen sollten Trainer und Sportler vorab bewusst sein und sie sollten entsprechend Trainingsziele definieren, um die Trainingsqualität abbilden zu können. Die Trainingsqualität definiert sich somit als eine hohe Übereinstimmung von Beanspruchung (umgesetztes Training) und Belastung (geplantes Training). Besteht eine Diskrepanz zwischen Beanspruchung und Belastung sinkt die Trainingsqualität. Die Trainingsqualität kann nur über einen iterativen Lernprozess verbessert werden, der stets das Planen/Vorbereiten, die Durchführung, sowie die Nachbereitung und Evaluation für beide Seiten – Trainer und Sportler umfasst.
Allerdings nützt das beste und am besten gesteuerte Training nichts, wenn nicht auch all die vielen sonstigen Faktoren stimmen, z. B. physiologische Einflüsse, Anthropometrie, Technik, Taktik, Ernährung, soziale Einflüsse, psychologische Einflüsse.
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