Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) veröffentlicht seit seiner Gründung 1992 nach jedem olympischen Zyklus umfassende Länderanalysen ausgewählter Top-Nationen. Ziel ist die evidenzbasierte Beratung zur Weiterentwicklung des deutschen Leistungssports durch die Betrachtung relevanter Konzepte, Herausforderungen und erfolgreicher Praktiken.
Die Besten im Fokus
Die Länderbeiträge der IAT-Wissenschaftler*innen Aleksandr Tomasi (Frankreich), Kerstin Henschel (Großbritannien), Birgit Franz (Australien) und Martin Marhold (USA) bieten einen umfassenden Einblick in die zentralen Elemente und wichtigsten Entwicklungen erfolgreicher Leistungssportsysteme. „Wir identifizieren nationentypische Besonderheiten und betrachten übergreifende Merkmale, die zum erfolgreichen Abschneiden bei den Olympischen Spielen und Paralympics geführt haben“, erläutert Kerstin Henschel, Fachbereichsleiterin Strategie & Wissensmanagement des IAT.
Weiterentwicklung der Studie
Das Autor*innenteam erweiterte die aktuelle Ausgabe nach einem Evaluierungsprozess 2023 qualitativ: Die länderübergreifende Leistungsbilanz wurde unter anderem mit Teilnehmer- und Ergebnisstatistiken, detaillierten Analysen zur Entwicklung olympischer und paralympischer Programme sowie einer vertieften Betrachtung des Para Sports ausgebaut. Zudem enthält die digitale Version nun direkte Verlinkungen zu weiterführenden Informationen – Änderungen, die auf spezifische Bedarfe der sportpolitischen Stakeholder wie BMI, DOSB und dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages zugeschnitten sind.
Länderübergreifende Entwicklungstrends
Die Studie identifiziert elf systemische Merkmale und Trends, die erfolgreiche Leistungssportsysteme charakterisieren, darunter:
- Ganzheitlicher Erfolgsansatz: Topnationen setzen sich hohe Medaillenziele, verstehen jedoch sportlichen Erfolg nicht mehr nur als Medaillengewinn, sondern als komplexes Zusammenspiel von Leistung, Wohlbefinden und gesellschaftlicher Verantwortung.
- Staatliche Finanzierung als strategische Investition: Die staatliche Förderung des Leistungssports wird als strategische Investition in gesellschaftliche Entwicklung verstanden.
- Vernetzte Leistungsentwicklung: Unter der Führung eines zentralen Leistungssportsteuerers setzen die Top-Nationen auf einen hohen Vernetzungsgrad und die gezielte Bündelung von Kapazitäten, um Ressourcen zielgerichtet einzusetzen.
- Die Athlet*innen im Mittelpunkt: Moderne Leistungssportsysteme sind auf eine ganzheitliche Athletenförderung ausgerichtet.
- Entwicklung des Leistungssportpersonals: Die kontinuierliche Weiterbildung der Trainer*innen und des Unterstützungsteams wird als Schlüssel zum Erfolg erkannt.
Weitere Punkte beschreiben unter anderem die gezielte Förderung von Frauen in allen Bereichen des Sports, die Entwicklung des Para Sports, der Nutzen von Wissenschaft und Innovation, Inklusion und Diversität als Entwicklungschance, die enge Verbindung von Kinder-, Jugend- und Leistungssport sowie die Bedeutung von Sportgroßereignissen als Entwicklungskatalysatoren.
Hintergrund der Studie
Die IAT-Länderanalysen basieren auf systematischer Dokumentenauswertung unter Nutzung offizieller Quellen und wissenschaftlicher Publikationen. Wettkampfdaten werden aus der BIKILA-Datenbank ermittelt, Teilnehmerzahlen stammen vom IOC und IPC. Dieser aktualitätsbezogene Ansatz hat jedoch Grenzen, wenn Länder Sportexpertise schützen oder die reale Umsetzung dokumentierter Konzepte nicht überprüfbar ist.
Zusätzlich zur Publikation entstehen begleitende Infografiken und Factsheets, in denen ausgewählte thematische Schwerpunkte überblicksartig aufbereitet und im Jahresverlauf 2025 veröffentlicht werden.
Details zur Publikation
Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (Hrsg.). (2024). Olympische Spiele und Paralympics 2024. Zur Entwicklung der nationalen Spitzensportkonzepte Australiens, Frankreichs, Großbritanniens und der USA im Olympiazyklus 2021-2024. Leipzig: IAT (LINK)