Skilanglauf: Athletik- und Technikoffensive zeigt Wirkung

In dieser Saison gab es einige Lichtblicke im deutschen Skilanglauflager. Katharina Hennig lief beim Weltcup-Auftakt in Ruuka als Dritte auf das Podest. Friedrich Moch wurde Tagesdritter bei der Tour de Ski in der Etappe zur Alpe Cermis. Lucas Bögl wurde dort mit knappem Rückstand Vierter. Mit Coletta Rydzek hat im Sprint seit langer Zeit mal wieder eine deutsche Athletin ein Finale erreicht.

Dabei war besonders auffällig, welchen gewaltigen Punch sie in der Doppelstocktechnik auf der Zielgeraden hat. Technikverbesserungen sind deutlich sichtbar.
Ein Grund ist die enge Zusammenarbeit zwischen Technik- und Athletiktrainer des Deutschen Skiverbandes Axel Teichmann und IAT-Wissenschaftler Dr. Axel Schürer. „Wir erarbeiten gemeinsam Konzepte, und Axel setzt sie dann sehr gut, sehr akribisch um. Was aber bedeutend ist, es ist nicht eine reine Technikoffensive, sondern immer die Kombination aus Technik und Athletik,“ betont der IAT-Fachgruppenleiter Skilanglauf. Die athletischen Voraussetzungen müssten stimmen, damit die technischen Dinge ideal umgesetzt werden können. In beiden Bereichen ist sehr viel investiert und akribisch gearbeitet worden. Trainingsumfänge wurden erhöht, inhaltlich einiges umgestellt.
„Coletta ist hier ein gutes Beispiel, wie eng athletische Komponenten mit der Technik zusammenhängen. Sie ist eine Sportlerin, die extrem schnell ist, von ihrer muskulären Situation wahrscheinlich die Schnellste, die es im Weltcup gibt. Es muss jedoch auch gelingen, dieses Schnelligkeitsniveau auf die Ski zu übertragen. Am Beispiel Doppelstockschub auf der Zielgeraden lässt sich der Zusammenhang von Technik und Athletik sehr gut verdeutlichen: Wenn man auf der Zielgeraden Rennen entscheiden will, muss man in der Lage sein, sich auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten noch wirkungsvoll vom Widerlager abzustoßen. Wenn dies die individuelle muskuläre Situation nicht hergibt, dann wird man bei zehn Meter pro Sekunde nicht mehr beschleunigen können, dann fährt man – bildlich gesprochen – nur noch an den Stöcken vorbei, ohne dass beschleunigende Kräfte wirken. Die athletische Komponente muss also ein Sportler mitbringen und dann gilt es, diese in den spezifischen Bewegungen zu nutzen. Hierfür bedarf es viel Fleiß, Geduld und akribischer Arbeit.
Generell ist eine Entwicklung im Langlauf zu beobachten. „Die Doppelstock-Schubtechnik spielt eine ganz dominante Rolle.“ Teilweise gehen die Athlet*innen selbst in einem Klassik-Rennen mit Skating-Ski an den Start und schieben die ganze Strecke komplett durch. In diese Richtung entwickelt sich der Skilanglauf gerade ganz extrem. „Aus diesem Grund diagnostizieren wir neben spezifischen Ausdauer- und Kraftausdaueranforderungen auch verschiedene allgemeine Kraft- und Schnelligkeitsfähigkeiten.“ Die Leistungs- und Trainingsdaten werden dann für eine ausführliche Analyse zusammengeführt, um die Zielstellungen der Trainingsabschnitte zu überprüfen und trainingsmethodische Ableitungen zu treffen. Deshalb ist die Leistungsdiagnostik ein ganz wichtiger Schwerpunkt der IAT-Arbeit.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist die Analyse der Wettkampfstrecken. Axel Schürer betont: „Es ist sehr wichtig, dass Athleten und Trainer wissen, mit welchen Anforderungen sie zum Wettkampfhöhepunkt konfrontiert werden. In der Vergangenheit waren wir IAT-Wissenschaftler selbst vor Ort und konnten die Strecken vermessen und somit sehr detailliert die Streckencharakteristik erfassen. Das war diesmal leider nicht möglich. Dankenswerterweise haben wir von den Experten der Strecken-Homologisierung alle notwendigen Daten zur Verfügung gestellt bekommen. So konnten wir die GPS-Daten auswerten, die Streckencharakteristiken ableiten und verschiedene Profilierungen auf die kippbaren Laufbänder übertragen.“ Somit war es auch für Peking möglich, dass die Athleten und Athletinnen auf den simulierten Strecken trainieren konnten. Entsprechend der Anforderungen ließen sich somit auch verschiedene Trainingsprogramme erstellen. Einen Nachteil gibt es aber dennoch: „Man kann verschiedene Details der Strecke natürlich nicht einschätzen. Wie sind die Geländeübergänge? Geht es scharf um die Ecke, oder sind es fahrtechnisch schwierige Abfahrten. All das gehört ja auch dazu. Das ließ sich in diesem Jahr in der Form leider nicht umsetzen. Aber nicht nur wir Wissenschaftler hatten im Vorfeld der Spiele in Peking eingeschränkte Möglichkeiten. Auch die Trainer und Sportler waren vorher nicht vor Ort“, sagt Dr. Schürer.


Höhe in Peking ein wichtiger Faktor
Da in Peking in einem Höhenbereich von 1.650, teilweise knapp 1.700 Meter gelaufen wird, war das Höhentraining ein weiteres sehr wichtiges Thema. Dabei haben die IAT-Wissenschaftler die Trainer mit den wichtigsten und neuesten Informationen zum Höhentraining versorgt. Zudem hat das IAT die Trainingslehrgänge trainingsmethodisch begleitet, insbesondere unter dem Aspekt des Belastungsmonitorings in der Höhe. „Es ist eine spannende Frage unter den speziellen Hypoxiebedingungen, das Training richtig zu steuern. Es kommt darauf an, dass die Athleten gut, gesund und möglichst ohne viel Trainingsausfall durch eine Saison kommen und dafür ist das optimale Steuern des Trainings und der Belastung eine ganz entscheidende Größe.“