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Wie unterstützt die Trainingsdatendokumentation in der Spielsportart Handball eine optimale Betreuung der Sportler*innen?

Autor: Peter Weigel, Katrin Heyde & Johanna Ochs
Stand: 2022
Hintergrund

Im Deutschen Handballbund nutzen alle Nachwuchsnationalmannschaften das Datenbanksystem IDA Handball. IDA ist ein am IAT entwickeltes Tool zur zentralen und sportartspezifischen Trainings- und Leistungsdatendokumentation für den (Nachwuchs-)Leistungssport. Aktuell verwenden 30 Sportarten dieses Online-Tool. Alle Kaderathlet*innen des DHB erhalten einen Zugang zur IDA Handball und pflegen dort eigenständig ihre Trainingsdaten ein.

Darüber hinaus werden Leistungsdiagnostik- und Spieldaten durch das entsprechende Fachpersonal erfasst (DHB-Mitarbeiter*innen, Bundestrainer*innen, Sportwissenschaftler*innen). Jede Person, welche in und mit der IDA arbeitet, verfügt über einen eigenen Zugang mit spezifischen Berechtigungen. Die Spieler*innen können den Vereinstrainer*innen einen Leserecht-Zugang gewähren, damit diese das individuelle Training im Heimatverein anpassen (z. B. bei Ermüdung oder Übertraining).

Doch wie und an welchen Stellen in der Leistungsentwicklung unterstützen die erfassten Daten in der Betreuung der Sportler*innen?


Antwort

Die Trainingsdatendokumentation soll als unterstützendes Element für die optimale Betreuung der Sportler*innen fungieren. Die systematische, regelmäßige und vollständige Datendokumentation bildet die grundlegende Voraussetzung. Anschließend werden die Daten übersichtlich aufbereitet. Dabei ist zu beachten, dass erst die kombinierte Betrachtung der erhobenen Daten (z. B. Trainingsdokumentation und Leistungsdiagnostik) eine nahezu exakte Interpretation des komplexen (Spieler*in-)Systems ermöglicht. IDA Handball folgt dabei dem Grundgedanken eines jeden Trainers bzw. einer jeden Trainerin: Je mehr Informationen über den Spieler/ die Spielerin vorhanden sind, desto gezielter können die Trainingsinhalte ausgewählt und desto optimierter kann die Entwicklung der Spieler*innen unterstützt werden.

So können beispielsweise die Trainingsumfänge über einen bestimmten Trainingsabschnitt oder Längsschnitte mit leistungsdiagnostischen Testergebnissen in Verbindung gesetzt werden, um Entwicklungsfortschritte oder Stagnation im Entwicklungsverlauf zu identifizieren. Eine weitere Möglichkeit die erfassten Daten im komplexen Zusammenhang zu interpretieren, bezieht sich auf die Belastungsverläufe der Spieler*innen. Dabei wird die Dauer der Belastung in Verbindung mit der subjektiv empfundenen Intensität betrachtet (sRPE, Session-Rating-of-Perceived-Exertion). Auf dieser Basis wird der ACWR-Parameter ausgegeben (Acute-Chronic-Workload-Ratio; Andrade et al., 2020). Dieser gibt – in Verbindung mit weiteren Trainingsparametern - Hinweise auf die aktuelle Verletzungswahrscheinlichkeit. Infolgedessen können die Umfänge für den weiteren Trainingsverlauf individuell angepasst werden und somit die Entwicklung der Spieler*innen optimiert werden.


Abb 1.: Darstellung des subjektiven Belastungsempfindens im Training (oben) und der ACWR (unten)

Im Diagnostik-Portal werden die gesamten Testergebnisse direkt mit den alters-, geschlechts- und positionsspezifischen Orientierungswerten des DHB verglichen (Gröger et al., 2019). Die Spieler*innen erhalten ein Feedback zur Leistung und die Relation zum Normwert. Zusätzlich zur Dokumentation ermöglicht IDA Handball auch die Kommunikation zwischen Spieler*in und Trainer*in. Neben der individuellen Auswertung können ebenso gesamte Jahrgänge und deren Entwicklungsverläufe analysiert werden. Dies erlaubt differenzierte Leistungstendenzen frühzeitig zu erkennen und zu steuern. Derartige Erkenntnisse kommen dem DHB und deren gesamter Nachwuchsausbildung zugute.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass IDA Handball für alle Nachwuchsmannschaften im DHB eine echte Erleichterung im Bereich der Datendokumentation darstellt. Die gesamten trainings- und spielrelevanten Daten der Spieler*innen werden in einer Datenbank gesammelt und anschaulich aufbereitet. Insbesondere die Spieler*innen und die Bundestrainer*innen erhalten jederzeit einen detaillierten Überblick über die Leistungen, die Belastungen, die anstehenden Lehrgänge oder die Trainingsempfehlungen. Individuelle Entwicklungen können umfassend betrachtet werden und liefern wichtige Erkenntnisse, die in die kurz-, mittel- und langfristige Nachwuchsausbildung des DHB einfließen.


Handlungsempfehlungen

Informiere deine Sportler*innen darüber, welche Vorteile eine regelmäßige, vollständige und systematische Trainingsdokumentation hat.

  • Anschauliche Übersichten der Trainingsinhalte und Trainingsumfänge erleichtern für die Spieler*innen das Verständnis und die Interpretation der vergangenen Trainingseinheiten.
  • Für die Trainer*innen und den weiteren Staff ergibt sich die Möglichkeit, das bevorstehende Training und/oder die Erholungs- und Reha-Einheiten individuell zu planen (insbesondere im Falle einer dezentralen Betreuung).
  • Einfache Kommunikationshilfe für die Trainer*innen in den Landesverbänden und Vereinen.

Nutze die Dokumentation deiner Spieler*innen, um sie optimal zu betreuen.

  • Verschaffe dir einen Überblick über ihr Training und ihre individuelle Beanspruchung, Belastung, Erholung etc.
  • Schaue dir Längsschnitte und Entwicklungsverläufe deiner Spieler*innen an.

Verwende weitere Tools als Hilfe zur Datenauswertung und -interpretation.

  • Betrachte immer die gesamten Daten, die dir in einem ausgewählten Zeitraum zur Verfügung stehen.
  • Wenn du die Möglichkeit hast, nutze dafür eine Datenbank.

Gib deinen Spieler*innen ein regelmäßiges Feedback!

  • Nutze hierfür die erhobenen Daten und Auswertungen.
  • Achte darauf, dass deine Spieler*innen die Ergebnisse auch korrekt (in deinem Sinne) verstehen.
Literatur
  1. Andrade, R., Wik, E. H., Rebelo-Marques, A., Blanch, P., Whiteley, R., Espregueira-Mendes, J., & Gabbett, T. J. (2020). Is the acute: chronic workload ratio (ACWR) associated with risk of time-loss injury in professional team sports? A systematic review of methodology, variables and injury risk in practical situations. Sports Medi-cine, 50(9), 1613-1635. https://doi.org/10.1007/s40279-020-01308-6
  2. Gröger, D., Beppler, J., Braun, J., Luig, P., Overkamp, S., Ribbecke, T., & Wudtke, E. (2019). Athletikkonzept des DHB - Version 1.0. Philippka. Zugriff am 12.07.2022 unter https://www.dhb-trainercenter.de/fileadmin/pageflip/athletikkonzept/
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