Technik
Kondition
Koordination
Taktik
Psyche
Training
Umfeld
Person
Wettkampf
Technologie

Was muss ich beachten, wenn ich die anaerobe Ausdauerleistungsfähigkeit meiner Athleten entwickeln will?

Autor: Christian Otto
Stand: 2018
Hintergrund

Die Strukturierung der Ausdauer erfolgt u. a. in Abhängigkeit der Energiebereitstellung. Unter anaeroben Ausdauerbelastungen versteht man eine hochintensive Belastung von relativ kurzer Dauer, bei der ohne Verwendung von Sauerstoff Energie sehr schnell bereitgestellt wird. Das hochintensive Training ist ein wichtiger Bestandteil bei der Entwicklung der aeroben und anaeroben Ausdauerleistungsfähigkeit. Diese Trainingsform sollte sowohl im Kindes- als auch im Jugendalter durchgeführt werden, um die Leistung optimal zu entwickeln.

Damit das Ziel und die Wirkung des Trainings übereinstimmen, ist es wichtig, die Belastungsfaktoren Umfang, Intensität und die Güte der Bewegung in der Trainingsplanung zu berücksichtigen. Dabei muss ich mir über das Ziel der Trainingseinheit sowie deren physiologische Wirkung im Klaren sein. Kinder unterscheiden sich in ihrer Physiologie in einigen Prozessen von Erwachsenen, weshalb auch das Training an die körperlichen Gegebenheiten des Kindes angepasst werden muss. Die Entwicklungsphasen des Kindes bestimmen die Wirkung des Trainings. In Rahmentrainingskonzeptionen werden häufig die Trainingsaufgaben ohne die entsprechende Wirkungsweise beschrieben.


Antwort

Anaerobe Ausdauer ist in allen Trainingsetappen trainierbar. Je jünger die Sportler sind, desto geringer fallen jedoch die Unterschiede zwischen trainierten und untrainierten Kindern aus. Auch wenn aus diesem Grund ein wissenschaftlicher Nachweis der Trainierbarkeit schwer zu erbringen ist, wirkt sich das Training der anaeroben Ausdauer bereits im Kindesalter positiv auf die langfristige Leistungsentwicklung aus. Leistungssteigerungen werden oft erst messbar, wenn eine vermehrte hormonelle Unterstützung in der Pubertät einsetzt. Viele Prozesse wirken sich zudem langfristig aus und werden erst später sichtbar. Es ist wichtig, dass wir in jeder Entwicklungsphase einschätzen können, welche Beanspruchung unser Sportler durch die gewählten Belastungsfaktoren im Training oder Wettkampf erfährt. Betrachtet man den Sportler, so ergeben sich unterschiedliche Phasen der biologischen Reife und der damit verbundenen Verträglichkeit des Trainings. Im Kindesalter sollte die Schnelligkeit, die Koordination und Bewegungsausführung der Trainingsaufgabe im Fokus stehen. Insgesamt verfügen Kinder über eine hohe Belastungsverträglichkeit; im Gegensatz dazu steht jedoch eine geringe Kapazität des anaeroben Stoffwechsels. Das äußert sich darin, dass Kinder nur sehr kurze Teilstrecken und geringere Wiederholungszahlen primär anaerob absolvieren können. Ist einer der beiden Faktoren zu umfangreich, so wird die Belastung vom Kind aerob umgesetzt. Damit verfehlen wir nicht nur den Trainingsreiz mit den physiologischen Anpassungen, sondern gefährden auch die Ausbildung der richtigen Bewegungsausführung, verbunden mit Koordination und Schnelligkeit. Damit wäre das Training bezogen auf die Verbesserung der anaeroben Ausdauerleistungsfähigkeit wirkungslos. Die klassischen Intensitätsbereiche sollte man bis zum Beginn der Pubertät durch andere Kriterien ersetzen. Mit der Streckenlänge, der Wiederholungszahl und einer guten technischen Ausführung bei entsprechenden Geschwindigkeiten wird die Intensität automatisch bestimmt. Die hohe intrinsische Motivation sorgt bei entsprechend kurzer Streckenlänge für den hochintensiven Reiz im Kindesalter. Mit dem Beginn der Pubertät wird der Sportler metabolisch immer leistungsfähiger, wobei die anaerobe Kapazität zunimmt und er längere Streckenlängen mit höherer Intensität absolvieren kann. Aufgrund des enormen Körperwachstums in der Pubertät finden wir besonders hier eine instabile Belastbarkeit des Halte- und Stützsystems vor. Deshalb ist es besonders wichtig, dass der Sportler schon im Kindesalter an die motorischen Anforderungen herangeführt wird und die Belastungen systematisch gesteigert werden. In allen Entwicklungsphasen ist auf die nahezu maximale Ausführung der Aufgabe zu achten, da neben dem metabolischen auch viele strukturelle Anpassungsprozesse beim anaeroben Ausdauertraining angestrebt werden sollten.


Abb. 1: Übersichtsdiagramm

Handlungsempfehlungen

Trainiere die Ausdauer in allen Etappen des Leistungsaufbaus und achte in Bezug auf die anaerobe Ausdauer auf eine sehr hohe Intensität – kurze Streckenlänge mit guter technischer Ausführung. „Die Technik bestimmt die Streckenlänge!“

Anaerobe Belastung bedeutet im Kindesalter kurzes und hochintensives Training. Belastungszeit ca. 15 Sekunden mit einer lohnenden Pause von ca. 2 min in der Serie – erfolgt ein Leistungsabfall, so ist die Aufgabe abzubrechen.

Reduziere dabei die Dauer (Streckenlänge) der Belastung bei Kindern.

Sorge für ausreichend Regeneration.

Nach anaerob wirkenden Beanspruchungen darfst Du Deine Athleten 2-3 Tage höchstens extensiv belasten.

Literatur
  1. Lloyd, S. & Oliver, J. L. (2014). Strength and conditioning for young athletes. Science and application. Oxon: Routledge.
  2. Pöhlitz, L. & Valentin, J. (2016). Trainingspraxis, Laufen II. Beiträge zum Schüler- und Nachwuchsleistungstraining. Aachen: Meyer & Meyer.
Lesetipps