Was kann ich als Trainer*in tun, um positive Emotionen zu erzeugen?
Stand: 2022
Im Sport gibt es eine Vielzahl von Emotionen. Dabei gibt es sowohl eher negativ als auch eher positive wahrgenommene Emotionen. Beispielhaft für eher negativ assoziierte Emotionen sind Angst, Wut oder Trauer. Dem gegenüber sind eher positiv wahrgenommene Emotionen Dankbarkeit, Hoffnung und Freude. Alle Emotionen können in verschieden Situationen auftreten und erfüllen wichtige Funktionen. Emotionen kommen in Training und Wettkampf vor, welche beispielsweise entweder großen Spaß machen oder durch Stress Frust auslösen, weil etwas nicht klappt. Dabei können die Emotionen allein durch den Sportler / die Sportlerin selbst ausgelöst werden oder auch durch Interaktion von Trainer*innen (interpersonale Emotionsregulation). Genau diese Situation stellt den Anknüpfungspunkt für Trainer*innen dar, um bei Athlet*innen positive Emotionen auslösen zu können.
Doch wie genau kann das in der Praxis umgesetzt werden?
Hilfsmittel und Techniken zur Erzeugung positiver Emotionen
Positive Emotionen haben oft einen positiven Einfluss auf die sportliche Leistung und können dazu beitragen, dass die Sportler*innen schnell regenerieren. Durch die Interaktion mit den Sportler*innen nehmen Trainer*innen oft Einfluss auf die Emotionen ihrer Schützlinge. Ebenso können Emotionen bei Athlet*innen durch das Training oder den Wettkampf selbst oder durch Feedback des Trainers / der Trainerin ausgelöst werden.
Doch wie genau lassen sich Emotionen aktiv beeinflussen? Dazu gibt es verschiedene Hilfsmittel, um Emotionen hervorzurufen. Sie sind beispielweise:
- Comics, welche man sich gemeinsam anschauen kann und damit eine Situation möglichweise nicht mehr so ernst nimmt.
- Das Abspielen oder Erzeugen eines bestimmten Geräuschs, welches Athlet*innen und Trainer*in gemeinsam als positives Signal definiert haben.
- Oder Musik, die positive Assoziationen weckt.
Es gibt neben den genannten Hilfsmitteln zur Erzeugung von positiven Emotionen auch verschiedene Techniken, um Emotionen auszulösen. Athlet*innen nannten in einer Umfrage folgende Möglichkeiten:
- Gespräche und Zuspruch
- Bilder und Glücksbringer
- Lob, Ermutigen und Vertrauen, um ihre beste Leistung abzurufen
- Gemeinsames Abharken von Fehlern mit ihren Trainer*innen
Weitere Techniken sind:
- Lachen, um sich auf positive Emotionen zu fokussieren. Hierzu kann in einer ruhigen Situation oder in einem ruhigen Gespräch erarbeitet werden, wie man sich in möglichen schwierigen Situationen zum Lachen bringen oder zumindest den Blick auf Positives lenken kann.
- Die Aufforderung des Trainers oder der Trainerin, dass ein Athlet oder eine Athletin ein positives Selbstgespräch führt, um im entscheidenden Moment zu performen. Das muss vorab geübt werden.
Ebenso gibt es weitere positive Erinnerungstechniken, welche mit der Vorstellungskraft arbeiten:
- Das Vorstellen einer erfolgreichen Aktion oder Mannschaftsmomente
- Allgemein die Vorstellung von glücklichen Momenten.
Erinnerungen an positive Erlebnisse oder beispielweise Gefühle nach dem Wettkampf.
Entspannung als Beitrag für positive Emotionen
Einen weiteren Beitrag zu positiven Emotionen kann Entspannung liefern. Dabei kann in aktive und passive Entspannung unterschieden werden. Techniken, welche zur Entspannung beitragen, sind beispielweise Massagen, Atementspannung, Powernaps oder Kompressionskleidung. Eher weniger Einfluss auf Entspannung haben Sauna oder Kaltwasserimmersion. Im Projekt Regenerationsmanagement im Spitzensport - REGman (2012-2021) – werden die Möglichkeiten zur kurzfristigen körperlichen Entspannung, sowie alles Wissen darum, detailliert erläutert (https://regman.org/).
Dankbarkeit als Baustein positiver Emotionen
Zum Aufbau positiver Emotionen sowie zur kurzfristigen aber auch längerfristigen Erzeugung von Emotionen haben Trainer*innen auch die Möglichkeit Dankbarkeit zu fördern. Dies kann mittels eines Dankbarkeitsglas für eine Mannschaft oder auch einzelne Sportler*innen geschehen, in dem ein Glas aufgestellt wird, in dem Zettel mit „coolen und guten“ Situationen gesammelt werden. Wenn sich die Sportler*innen in einer Schwächephase befinden oder am Ende der Saison, also bei Bedarf, ziehen sie sich einen Zettel aus diesem Glas und erinnert sich an diese positiven Momente.
Eine andere Möglichkeit aus dem Alltag ist ein Dankbarkeitsstein, welcher in der Hosentasche mitgetragen wird und bei jedem Griff in die Tasche an den Stein erinnert man sich, wofür man dankbar ist. Eher persönlich und ausführlich ist das Schreiben eines Dankbarkeitsbriefes oder eines Dankbarkeitstagesbuchs. Wesentlich zum langfristigen Aufbau von positiven Emotionen ist die regelmäßige Verwendung eine der beschriebenen oder weiteren Techniken, die ein hoffnungsvolles und zielgerichtetes Denken unterstützen.
Um als neuer Trainer oder neue Trainerin eine Mannschaft besser kennenzulernen, kann zu Beginn eine Wertschätzungsstraße gebildet werden. Hier bilden alle Mitspieler*innen eine Straße, durch die alle Spieler*innen nacheinander durchgehen und von seinen oder ihren Mitspieler*innen Komplimente gemacht bekommen.
Positive Emotionen von Trainer*innen selbst
Eine Forschungsgruppe konnte zudem zeigen, dass die Ausstrahlung von Freude durch Trainer*innen Einfluss auf die Spieler*innen hat (Van Kleef et al., 2019). So konnte erforscht werden, dass Spieler*innen kurzfristig, beispielweise während eines Spiels, positiver auftreten, je mehr Freude Trainer*innen ausgestrahlt haben. Gleichzeitig assoziieren Spieler*innen eine positivere Mannschaftsleistung, je mehr der Trainer oder die Trainer an der Seitenlinie strahlt. Langfristig konnte festgestellt werden, dass die Mannschaftsleistung, gemessen an erzielten Punkten im Softball, besser war, je mehr Freude ein Trainer oder eine Trainerin ausstrahlte.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Trainer*innen auf eine Vielzahl von Techniken und Hilfsmitteln zur Erzeugung positiver Emotionen zurückgreifen können. Welche Technik oder welches Hilfsmittel am wirkungsvollsten ist, ist dabei von Athlet*in zu Athlet*in individuell. So scheint es zielführend, gemeinsam mit dem Athleten oder der Athletin eine Strategie mit Hilfsmitteln und Techniken zu entwickeln, um die gewünschten Emotionen bei Bedarf abzurufen zu können.
An der Stelle muss erwähnt sein, dass nicht alle Athleten*innen positive Emotionen erzeugen möchten. Es gibt Athleten*innen, die lieber vermeintlich negative Emotionen erleben möchten, da diese für ihre subjektive Leistung funktionaler ist (siehe z.B. Lane et al., 2012).
Darüber hinaus haben auch Trainer*innen selbst durch ihr Verhalten einen wesentlichen Einfluss auf die Stimmung von Athlet*innen während des Wettkampfs. So konnten Wissenschaftler*innen zeigen, dass je freudiger ein Trainer oder eine Trainerin an der Linie ist, desto positiver agieren auch die Athlet*innen.
Überlege gemeinsam mit deinem Athleten oder deiner Athletin, welche Emotionen ihm oder ihr in Training und Wettkampf zur optimalen Leistungserbringung bestmöglich unterstützen.
Auf dieser Basis überlegt weiter, wie diese Emotionen mit Hilfe von verschiedenen Techniken hervorgerufen werden können, ohne den Fokus zu verlieren.
Beachte, dass Emotionen situationsabhängig variieren können.
Versuche als Trainer*in selbst möglichst positiv zu wirken, um deine Athlet*innen optimal zu unterstützen.
- Regenerationsmanagement im Spitzensport REGman (2012-2021): https://regman.org/
- Podcast zum Thema Dankbarkeit: https://galaxiesforbreakfast.podigee.io/8-dankbarkeit
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