Technik
Kondition
Koordination
Taktik
Psyche
Training
Umfeld
Person
Wettkampf
Technologie

Training, Diagnostik und Wettkampf als Einheit denken – wie können wir Athlet*innen in den Disziplinen Lauf/Gehen der Leichtathletik langfristig und ganzheitlich entwickeln?

Autor: Daniel Fleckenstein
Stand: 2022
Hintergrund

Schritt für Schritt in Richtung Weltspitze. Um „oben“ ankommen zu können, müssen Athleten in der Disziplin Lauf/Gehen (und in vielen anderen Sportarten) klein anfangen und sich schrittweise über ihre sportliche Karriere weiterentwickeln. Während im Grundlagentraining (U12 bis U16) primär allgemeine Inhalte im Vordergrund stehen und Leistungsvoraussetzungen entwickelt werden, nimmt der Anteil an lauf- bzw. gehspezifischen Trainingsmitteln ab dem Aufbautraining zu. Meist mit guten Wettkampfleistungen kommen Sportler*innen an einen Punkt (Altersbereich U16-U18/20), an dem das „System Leistungssport“ greift. Dies geht in der Regel mit einer Kaderberufung (NK1/NK2/PK) durch den Spitzenverband einher, ist aber kein Muss. An dieser Stelle sollen neben Angeboten durch den Verband (Trainingslager, Stützpunkttraining, Anbindung an starke Trainingsgruppen etc.) auch Unterstützungsleistungen, wie sie beispielsweise das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) entwickelt hat, genutzt werden, um die Entwicklung der Athlet*innen positiv zu beeinflussen.

Doch welche Tools gibt es, die Trainer*innen helfen können, die gesamtheitliche Entwicklung zu bewerten und prozessorientiert zu begleiten?


Antwort

Das IAT bietet unter anderem folgende grundsätzliche Tools für den Disziplinbereich Lauf/Gehen an, um Athlet*innen und Trainer*innen zu unterstützen:


Abb.1: Tools des Disziplinbereichs Lauf/Gehen am IAT zur Unterstützung von Athlet*innen und Trainer*innen

Zusammenspiel von Wettkampf, Diagnostik und Training

Mit den genannten Tools ist es möglich, verschiedene Teilbereiche rund um die Disziplin / Sportart und den Sportler / die Sportlerin zu beleuchten. Entscheidend ist jedoch, die elementaren Bausteine eines Athleten / einer Athletin zusammenzuführen und als eine Einheit zu betrachten. Dazu wurde im Disziplinblock Lauf/Gehen das sogenannte Werkzeug zur „Leistungs- und Trainingsanalyse“ entwickelt. Ziel: das Wettkampfergebnis, die leistungsdiagnostischen Werte und die Trainingsdaten im Zusammenspiel zu betrachten und zu bewerten (Abb. 1). Hierzu wurde eine Systematik entwickelt, um die einzelnen Bereiche zu bewerten und daraus Schlussfolgerungen für die Praxis zu ziehen – ein Vorgehen, das in jeder Sportart mit kleineren oder größeren Anpassungen möglich scheint.


In den einzelnen Teilbereichen wurden Kernfragen erarbeitet, an denen die Analyse möglichst objektiv ausgerichtet ist. Beispielhaft sind einige Fragen im Folgenden aufgeführt:


Unterstützende Fragen bei einer umfassenden Betrachtung von Athlet*innen

Die Analyse gibt ein umfassendes Bild, wie sich Athleten*innen entwickeln – dabei soll nicht nur das Wettkampfergebnis als alleiniger Maßstab betrachtet werden. Über eine langfristige Begleitung wird so ersichtlich, ob es Entwicklungen in leistungsrelevanten Parametern gibt, ob diese zum Wettkampfoutput passen und sich das Training in quantitativen oder qualitativen Kennziffern weiterentwickelt hat. Erfolgsfaktoren und Reserven werden so individuell abgeleitet. Es ist von besonderer Bedeutung, solche Analysen in regelmäßigen Abständen (halbjährlich bis jährlich) anzufertigen, um Etappen kennzeichnen zu können und Gründe für Entwicklung / Stagnation / Verschlechterung zu finden.


Handlungsempfehlungen

Bewerte die Athletenentwicklung nicht nur am Wettkampfergebnis, sondern in Kombination mit dem Training und den leistungsdiagnostischen Parametern (Wer trainiert wie viel für welches Ergebnis? Und bringt welche diagnostischen Parameter mit, die er/sie noch entwickeln kann?)

Entwickle eine Systematik in der Bewertung der langfristigen Entwicklung von Athlet*innen und wiederhole diese in regelmäßigen Abständen von 6-12 Monaten (Welche Bausteine habe ich? Welche zentralen Fragen will ich beantworten?)

Jede Disziplin und Sportart hat Tools, um die Entwicklung von Athlet*innen bewerten zu können, ob qualitativ oder quantitativ, ob per Stoppuhr, Technikbewertung oder Kraftmessung – kenne sie und nutze sie!

Arbeite langfristig im Kompetenzteam „Trainer – Athlet – Diagnostiker/Wissenschaftler“ zusammen, um „von außen“ gezielte Hinweise zur Optimierung zu bekommen und „von innen“ die Entwicklung ganzheitlich und individuell bewerten zu können.

Lesetipps