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Koordination im Grundlagentraining: Na, klar! Aber sollte auch in späteren Trainingsetappen Koordinationstraining durchgeführt werden?

Autor: Thomas Jaitner
Stand: 2022
Hintergrund

Koordination bezeichnet das Zusammenwirken des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) und der Skelettmuskulatur innerhalb eines Bewegungsablaufs. Daran beteiligt sind immer auch die Sinnesorgane, die visuelle, auditive und taktile Informationen erfassen, sowie die Propriozeptoren zur Bewegungsempfindung in Muskeln, Sehnen und Gelenken. Kurz gefasst geht es bei der Koordination darum, die Sinnesinformationen im zentralen Nervensystem zu interpretieren (wahrzunehmen), um dann zielgerichtet und effektiv eine Bewegung zu initiieren und auszuführen. In der Trainingswissenschaft versteht man unter koordinativen Fähigkeiten, das Niveau der Systeme der Informationsverarbeitung und damit der zentralnervösen Bewegungssteuerung und –regelung, übergreifend über spezifische motorische Fertigkeiten. Sie sind also u. a. Leistungsvoraussetzungen, um konkrete Techniken erlernen und anwenden zu können. Dabei werden im Wesentlichen zwei Ansätze zur Koordination unterschieden: einerseits der fähigkeitsorientierte Ansatz von Hirtz, der sieben koordinative Fähigkeiten identifiziert: Gleichgewichts-, Rhythmisierungs-, Orientierungs-, Reaktions-, Differenzierungs-, Kopplungsfähigkeit und Umstellungsfähigkeit. Andererseits der fertigkeits- bzw. situationsorientierte Ansatz von Roth, der zwischen Koordination unter Präzisions-, Zeit- und Komplexitätsdruck unterscheidet.


Antwort

Durch Koordinationstraining sollen die Informationsverarbeitung und die motorische Steuerungsfähigkeit verbessert werden. Es umfasst das vielfältige Variieren und Kombinieren von Bewegungsaufgaben unter unterschiedlichen äußeren Bedingungen, Zeitdruck, verschiedenen Informations-/Reizdarbietungen oder auch nach Vorbelastung. In Anlehnung an Roth (2009) lässt sich das Koordinationstraining in einer Grundformel zusammenfassen (vgl. Abb.1). Aktuelle Ansätze zum motorischen Lernen verstehen Koordinationstraining immer auch als motorisches Lern- bzw. Techniktraining.


Abb. 1: Grundformel Koordinationstraining

Koordinative Fähigkeiten sind in jedem Altersbereich trainierbar, die größten Lernerfolge zeigen sich im Kindesalter bis zur Pubertät.

Eine gut ausgeprägte Bewegungskoordination ermöglicht einerseits, neue Bewegungen schnell zu erlernen. Sie versetzt den Sportler aber andererseits auch in die Lage, in unvorhersehbaren Situationen und Störungen (z. B. durch Gegnereinwirkung) den Bewegungsablauf sicher und effektiv zu beherrschen. Damit trägt sie auch zu Prävention von Verletzungen bei. Deshalb sollte Koordinationstraining in allen Altersbereichen und Trainingsetappen durchgeführt werden. Die Akzentuierung kann dabei aber unterschiedlich sein. In frühen Trainingsetappen (allgemeine Grundausbildung, Grundlagentraining) können eher allgemeine Koordinationsaufgaben (z. B. Springen, Laufen, Werfen, Gleiten und Ballhandling in allen möglichen Variationen) durchgeführt werden. Mit zunehmenden Trainingsalter und Spezialisierung können die Übungen dann sportart- und fertigkeitsspezifischer werden und sich an den Anforderungen im Wettkampf/in konkreten Spielsituationen orientieren. Koordinativ anspruchsvolle Übungen sollten immer auch Bestandteil des Techniktrainings sein.

Entscheidend für das Koordinationstraining ist, dass die Informationsverarbeitung- und Steuerungsfähigkeit immer wieder neu gefordert wird und sich die Sportler an der Grenze ihrer (koordinativen) Leistungsfähigkeit bewegen. Sie sollten also die Übungen gerade noch oder einigermaßen richtig ausführen können. Das Wiederholen beherrschter Bewegungsabfolgen oder Drills bietet keinen Trainingsreiz für die Verbesserung der Bewegungskoordination.


Handlungsempfehlungen

Koordinative Übungen sollten in jedes Training integriert werden.

Lieber kurz, aber häufig Koordination trainieren!

Vermeide häufige Wiederholungen bereits gekonnter Übungen!

Variiere die Variation! Stelle Deine Sportler immer wieder vor neue motorische Herausforderungen.

Mit zunehmender Expertise können die Übungen komplexer werden und auch Elemente der Zieltechniken enthalten.

Literatur
  1. Roth, K. (2003). Wie verbessert man koordinative Fähigkeiten? In: Bielefelder Sportpädagogen. Methoden im Sportunterricht. Schorndorf: Hofmann, S. 85-102
  2. Roth, K. & Roth, Ch. (2009). Entwicklung koordinativer Fähigkeiten. In Baur, J., Bös, K., Conzelmann, A. & Singer, R. (Hrsg.), Handbuch motorische Entwicklung (S. 197-225). Schorndorf: Hofmann.
  3. Roth, K. & Roth, Ch. (2009). Entwicklung motorischer Fertigkeiten. In Baur, J., Bös, K., Conzelmann, A. & Singer, R. (Hrsg.), Handbuch motorische Entwicklung (S. 227-247). Schorndorf: Hofmann.
  4. Wormhoudt, R., Savelsbergh, G. J. P., Teunissen, J. W., & Davids, K. (2017). The Athletic Skills Model. Optpimizing talent development through movement education. London: Routledge.
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