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Bye Bye Sport! Das Phänomen Drop-out

Was versteht man eigentlich unter Drop-out? Und wie kommt es dazu?

Autor: Franziska Lath & Dr. Antje Hoffmann
Stand: 08/2023
Hintergrund

Viele Nachwuchsathlet*innen investieren sehr viel in ihre sportliche Entwicklung. Nicht jede*r von ihnen schafft es am Ende in die (Welt-)Spitze. Einige Athlet*innen entscheiden sich bewusst gegen eine sportliche Karriere vor dem Erreichen ihres Hochleistungsalters entscheiden, obwohl sie das sportliche Potenzial für Weltspitzenleistung mitbringen. Dieses Phänomen wird als Drop-out bezeichnet (Das 10-Punkte-Programm des DOSB zur dualen Karriere 2021-2028, 2021). Wie kommt es dazu, dass sich Athlet*innen bewusst für einen Ausstieg aus der sportlichen Karriere entscheiden?


Antwort

Ob jemand Sport treiben möchte oder nicht hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Im Allgemeinen lassen sich Gründe, dass Personen mit Sporttreiben aufhören, in drei Faktoren untergliedern: intrapersonelle Faktoren (Faktoren, die in einer Person selbst liegen), interpersonelle Faktoren (zwischenmenschliche Beziehungen von denen man beeinflusst wird) und strukturelle Faktoren (die äußeren Rahmenbedingungen wie etwa die Ausstattung der Trainingsstätte) (Crane & Temple, 2014). Aus aktuellen Studien (Baron-Thiene & Alfermann, 2015; Monteiro et al., 2021; Schlesinger et al., 2018) lassen sich die in Abbildung 1 dargestellten Faktoren zusammenfassen, die im Zusammenhang mit Drop-out Verhalten stehen. 


Abbildung 1: Darstellung potenzieller Einflussfaktoren auf mögliches Drop-out Verhalten

Die Darstellung verdeutlicht, dass es verschiedene Gründe für ein Drop-out Verhalten von Athlet*innen aus dem Leistungssport geben kann. Dabei kann ein Grund ausschlaggebend sein, oftmals ist es jedoch das Zusammenspiel mehrerer Gründe, die zur Entscheidung führen, die leistungssportliche Karriere trotz bestehender Leistungsperspektive zu beenden. Dabei stehen die Faktoren in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander. So kann ein*e Athlet*in mit langen Wegen zur Trainingsstätte mehr Stress erfahren, allein dadurch Training, Hausaufgaben und Koordinierung der Fahrtwege gemeinsam unter einen Hut zu bekommen. Dieses Stresserleben kann auch wiederum dazu führen, dass sich der*die Athlet*in dazu entscheidet die strukturellen Bedingungen zu ändern, entweder durch einen Umzug und Wechsel z.B. auf ein Sportinternat mit kürzeren Wegen zur Trainingsstätte oder aber auch zu der Entscheidung komplett mit dem professionalisierten Training aufzuhören.


Handlungsempfehlungen

Klare Kommunikation über die sportlichen Leistung(sperspektive)  Nicht alle Athlet*innen sind in der Lage, ihre sportliche Perspektive realistisch einzuschätzen, einige unterschätzen dabei massiv ihr Potenzial. Führe regelmäßig Perspektivgespräche mit deinen Athlet*innen über ihre sportliche Leistung. Benenne dabei konkret die Leistung oder auch Erfolge, die Du dem*der Athlet*in zutrauen würdest (wie etwa eine konkrete Platzierung bei einer Meisterschaft), statt ihm*ihr pauschal eine gute Entwicklung zu prognostizieren.

Ordne die Leistung individuell ein Im Nachwuchsleistungssport haben die Athlet*innen innerhalb ihrer Trainingsgruppe oftmals unterschiedliche Voraussetzungen (Trainingsalter, biologisches Alter etc.). Dadurch kommt es immer wieder dazu, dass Athlet*innen ihre Leistungen und Ergebnisse mit denen anderer vergleichen und dabei vergessen, dass sie beispielsweise jünger sind oder erst später in die Sportart eingestiegen sind. Versuche die individuelle Entwicklung der Athlet*innen in den Fokus zu stellen, also die eigene Entwicklung unabhängig von der Leistung anderer Athlet*innen (beispielweise wie viel besser die Ausdauerleistung geworden ist über den Saisonverlauf, egal ob andere Athlet*innen eine bessere Ausdauerleistung aktuell haben oder nicht) (Weinberg & Gould, 2019). 

Gleicht Ziele ab Trainer*innen stellen gewisse sportliche Anforderungen an die Nachwuchsathlet*innen, allerdings sind Nachwuchsathlet*innen oftmals noch mit Zielen/Anforderungen von Schule oder ihren Eltern konfrontiert. Dies kann dazu führen, dass sie sich entweder mit den verschiedenen Anforderungen überfordert fühlen, oder auch dass sich die Athlet*innen nicht wahrgenommen fühlen. Fragt eure Athlet*innen nach ihren Zielen und gleicht diese mit euren Zielstellungen ab. Geht dabei ebenfalls auf mögliche Zielkonflikte (Ziele der Eltern versus Ziele von Trainer*innen) ein und versucht dabei die zentralen Zielstellungen der Athlet*innen herauszuarbeiten, um einen gemeinsamen Plan für die Zielerreichung erarbeiten zu können. 

Druck nehmen Stell deine Athlet*innen nicht vor die finale Wahl, sich für den Sport oder ihre berufliche Karriere zu entscheiden. Versuche vielmehr, sie dabei unterstützen, ihren eigenen individuellen Weg zu verfolgen und mögliche Entlastungen zu geben (z.B. Flexibilisierung der Trainingszeiten, um leichtere Anpassungen an die Anforderungen der beruflichen/akademischen Ausbildung zu schaffen)

Optionen/Möglichkeiten aufzeigen Versuche, mit deinen Athlet*innen zu besprechen, welche Wege mit ihrer sportlichen Laufbahn vereinbar sind und wie eine duale Karriere gelingen kann. Falls es für euch möglich ist, nutzt die Unterstützung durch eine Laufbahnberatung an euren Standorten für die Athlet*innen. Weitere Informationen zum Thema duale Karriere erhaltet ihr hier: Der Deutsche Olympische Sportbund (duale-karriere.de)

Literatur
  1. Baron-Thiene, A., & Alfermann, D. (2015). Personal characteristics as predictors for dual career dropout versus continuation - A prospective study of adolescent athletes from German elite sport schools. Psychology of Sport and Exercise, 21, 42-49. https://doi.org/https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2015.04.006
  2. Crane, J., & Temple, V. (2014). A systematic review of dropout from organized sport among children and youth. European Physical Education Review, 21(1), 114-131. https://doi.org/10.1177/1356336x14555294
  3. Das 10-Punkte-Programm des DOSB zur dualen Karriere 2021-2028. (2021). Frankfurt am Main: Deutscher Olympischer Sportbund
  4. Monteiro, R., Monteiro, D., Torregrossa, M., & Travassos, B. (2021). Career Planning in Elite Soccer: The Mediating Role of Self-Efficacy, Career Goals, and Athletic Identity. Frontiers in Psychology, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.694868
  5. Schlesinger, T., Löbig, A., Ehnold, P., & Nagel, S. (2018). What is influencing the dropout behaviour of youth players from organised football? German Journal of Exercise and Sport Research, 48(2), 176-191. https://doi.org/10.1007/s12662-018-0513-4
  6. Weinberg, R. S., & Gould, D. (2019). Foundations of sport and exercise psychology. (7th ed.). Human Kinetics.
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