Vom Training der Ausdauer im Gerätturnen, einem innovativen Messsystem zur Kraftdiagnostik im Bogenschießen und den physiologischen Besonderheiten der Athletin im Spitzensport

Leipzig, 29.05.2024 – Wenige Wochen vor den olympischen und paralympischen Spielen in Paris präsentiert das IAT auf einer Fachkonferenz ausgewählte Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsteile der vor dem Abschluss stehenden Sommersportprojekte. 90 interne und externe Expert*innen tauschten sich sowohl im Plenum als auch in einer umfassenden Posterausstellung zu den Erkenntnissen aus.

Kompakt, verständlich, für den Fachaustausch: Die wichtigsten Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit in 23 Sommersportprojekten wurden heute am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) internen und externen Projektpartnern vorgestellt. Die präsentierten Arbeiten in Forschung und Entwicklung sind Bestandteile von IAT-Projekten mit kooperierenden Spitzensportverbänden und helfen zusammen mit den wissenschaftlichen Unterstützungs- und Beratungsleistungen dabei Wettbewerbsvorteile für deutsche Athlet*innen und ihre Trainer*innen zu erzielen.

Hauptziel der heutigen Transferveranstaltung war der projektübergreifende Fachaustausch: „Die einzelnen Projektpartner wissen zwar, was in ihren Projekten läuft, hier jedoch erhalten sie kompakt Einblicke, was das IAT gemeinsam mit anderen Verbänden bearbeitet“, erläutert Dr. Ingo Sandau, stellvertretender Direktor am IAT und Leiter der Konferenz: „Idealerweise eröffnet sich daraus die Chance aus der Vielfalt an Methoden, Erkenntnissen und Arbeitsweisen Impulse für die eigenen Projekte mitzunehmen und sportartübergreifend ins Gespräch zu kommen“.

Drei ausgewählte Projekte standen als Impulsvorträge im Fokus des ersten Teils der Fachkonferenz:

Frau im Leistungssport: Im Rahmen des Projekts „Frau im Leistungssport“ untersuchen Katharina Fischer und Elisabeth Maria Kirschbaum nicht nur den Wissensstand über den Menstruationszyklus und hormonelle Verhütung, sondern auch das Kommunikationsverhalten und die gynäkologische Gesundheit. Dabei zeigte sich, dass es erhebliche Wissenslücken im Bereich der weiblichen Physiologie, insbesondere im Hinblick auf den Menstruationszyklus, hormonelle Verhütung und REDs (Relative Energy Deficiency in Sport) gibt. Diese Wissenslücken und die damit verbundene mangelnde Kommunikation erschweren Anpassungen des Trainings an den Menstruationszyklus. Hinzu kommt, dass Leistungssportlerinnen aus allen Sportarten ein erhöhtes Risiko haben, Zyklusstörungen zu entwickeln, was zumeist auf eine nicht ausreichende Energieverfügbarkeit zurückzuführen ist. Daher betonen die IAT-Wissenschaftlerinnen, dass es entscheidend sei, Athletinnen und Trainer*innen hinsichtlich des Menstruationszyklus und der gynäkologischen Gesundheit weiter zu sensibilisieren und ein besseres Verständnis der Grundlagen zu fördern.

Ausdauertraining im Gerätturnen: Ein weiteres Projekt überprüfte die sportartspezifische Wirksamkeit eines semispezifischen hochintensiven Intervalltrainings (HIIT) im Gerätturnen. Studienleiter Alexander
Seemann-Sinn stellte die Hypothese auf, dass ein in das Turntraining integriertes semispezifisches HIIT zu einer größeren Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit bei turnspezifischen Leistungstests im Vergleich zum normalem Turntraining führe.
Im Rahmen der Interventionsstudie wies der IAT-Wissenschaftler dabei unter anderem nach, dass das Training nicht nur zu einer signifikant größeren Erhöhung einiger Sprungparameter im Sprungtest, sondern auch zu einer signifikant größeren Erhöhung des relativen aeroben Energiebeitrags am Boden und Pauschenpferd sowie einer signifikant größeren Reduktion des relativen anaeroben Energiebeitrags am Boden und Pauschenpferd führt.

Entwicklung eines Mess- und Informationssystems (MIS) zur Diagnostik und zum Training spezifischer Muskelgruppen im Bogenschießen: Das Projekt von Dr. Janine Blenke (Fachgruppe Sport- und Bogenschießen) verfolgte das Ziel, die spezifischen Kräfte beim realen Schussablauf im Bogenschießen zu erfassen, zu bewerten und daraus Handlungsempfehlungen für das spezifische Krafttraining abzuleiten. Gemeinsam mit der IAT-Sporttechnologie sowie der IAT-Sportinformatik entstand im Projekt ein rückwirkungsfreies MIS zur Erfassung relevanter Parameter am individuellen Sportgerät. Zum Einsatz kommt das kompakte MIS perspektivisch im Lehrgangsbetrieb und ermöglicht die Erfassung objektiver Parameter am individuellen Bogen für die Kraftdiagnostik. Die damit mögliche zentrale Datenerfassung und –analyse schafft eine entscheidende Voraussetzung für die Bearbeitung von wissenschaftlichen Fragestellungen.

Zwischen Wissenschaft und Praxis
Im Anschluss stellten alle weiteren Projektleiter*innen ausgewählte Bereiche aus ihren Forschungs- und Entwicklungsteilen als Kurzvorträge dem Plenum vor, bevor es zur ausführlichen Diskussion der Ergebnisse mit dem Fachpublikum in die Posterausstellung ging.
Dr. Ingo Sandau zieht ein positives Fazit: „Der durch die Corona-Pandemie auf drei Jahre verkürzte Projektzeitraum war durchaus herausfordernd für uns. Gleichzeitig sehe ich, dass wir uns als Institut – auch durch den mittlerweile vollzogenen Generationenwechsel – wissenschaftlich weiterentwickeln. Zukünftig wollen wir mit den IAT-Projekten nah an der Praxis bleiben aber uns gleichzeitig dem internationalen inhaltlichen Diskurs stellen, um die Qualität der IAT-Projekte weiter zu erhöhen. Wenn dieser Balanceakt gelingt, profitiert vor allem der deutsche Spitzensport da der Erkenntnisfortschritt wieder in die alltägliche praktische Betreuung fließt und so auch die wissenschaftliche Unterstützungsleistung an Qualität gewinnt“.

 

 

 

 

 

 

 


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