Wir sind tief betroffen vom Verlust unseres langjährigen Kollegen, der uns viel zu früh verlassen hat. Er war nicht nur ein erfahrener Wissenschaftler und Praktiker, sondern auch ein empathischer und freundlicher Kollege, der sehr geschätzt wurde.
Jürgen Lippmann studierte an der DHfK und nahm Anfang der 80er Jahre seine Tätigkeit am Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (FKS) auf. Er promovierte 1985 zum Thema „Experimentelle Untersuchungen zur Erhöhung der Wirksamkeit des Anschlusstrainings im DGV der DDR unter besonderer Betonung der Maximalkraftentwicklung“ und übernahm 1986 die Leitung der Forschungsgruppe Gewichtheben. Seit der Gründung des IAT 1992 bis zu seinem Ausscheiden 2017 leitete er die Fachgruppe Gewichtheben.
Mehr als 30 Jahre war die Wissenschaft und Praxis des Gewichthebens seine Passion, die er leidenschaftlich und mit vollem Einsatz am FKS und IAT lebte. Er war federführend am Aufbau der Trainingsdatendokumentation für das Gewichtheben beteiligt und hat die Entwicklung eines Videoanalysemessplatzes vorangetrieben. Aufgrund seines trainingsmethodischen Sachverstands trägt das Trainingssystem des deutschen Gewichthebens bis heute seine unverkennbare Handschrift. Das Wirken von Jürgen Lippmann war stets auf die unmittelbare Praxiswirksamkeit „am Mann“ ausgerichtet. Viele Sportler*innen und Trainer*innen folgten seinen trainingsmethodischen Empfehlungen, weshalb „Lippi“ an vielen internationalen Medaillen maßgeblich beteiligt war und als methodischer Kopf des Spitzenverbands galt.
Neben seiner Arbeit am IAT brachte sich Jürgen auch ehrenamtlich für das Gewichtheben ein. Von 1991-2013 war er Präsident des sächsischen Verbands für Gewichtheben, Kraftdreikampf und Fitness (VGKF). Gleichzeitig fungierte er als langjähriger Vizepräsident Leistungssport des Bundesverbands Deutscher Gewichtheber (BVDG) und war überdies als Lehrwart und Wissenschaftskoordinator für den BVDG aktiv. Auf persönlichen Wunsch verabschiedete sich Jürgen Lippmann 2017 in den wohlverdienten Ruhestand.
Sein Engagement und seine Leidenschaft für seine Arbeit waren ansteckend, seine fachliche Kompetenz und sein Wissen im Gewichtheben waren unübertroffen, und er war immer bereit, seine Erfahrungen und Einsichten mit anderen zu teilen. Beeindruckend war seine Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren und auf sie einzugehen. Er war ein einfühlsamer Zuhörer und hatte immer ein offenes Ohr für die Anliegen und Bedenken seiner Kollegen. Er war ein Vermittler, der in der Lage war, Konflikte zu lösen und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel waren.
Mit Jürgen Lippmann verliert das deutsche Gewichtheben nicht nur eine „Instanz“, sondern auch eine besondere Persönlichkeit außerhalb der Welt des Gewichthebens.
Wir werden ihn sehr vermissen und immer in Erinnerung behalten. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihn kannten und liebten.