Keine Weiterentwicklung ohne Bestandsaufnahme und Situationsanalyse: Diese erarbeiteten Wissenschaftler*innen aus dem IAT-Fachbereich Nachwuchsleistungssport über den Zeitraum der vergangenen drei Jahre und formulierten Handlungsempfehlungen für die Förderpraxis. Der „Steilpass“ als zentrale Transferveranstaltung zielt darauf ab, daraus nun im Diskurs mit den Akteuren der deutschen Förderlandschaft praxistaugliche Maßnahmen zu entwickeln.
Dr. Antje Hoffmann, IAT-Fachbereichsleiterin Nachwuchsleistungssport, sieht in diesem gemeinsamen Schritt eine ganz besondere Chance für das Thema: „Das große Ziel - neben dem Transfer der Projektergebnisse - ist für uns, dass einmal alle an einem Tisch darüber diskutieren. Oftmals ist es ja so, jeder trifft sich im Kreis der eigenen organisatorischen Gremien. Dort sind dann die Leistungssportreferenten, die Landessportbünde, die Spitzensportverbandsvertreter untereinander oder auch nur innerhalb ihrer Sportarten. Wir wollen mit dieser Veranstaltung einen übergreifenden Austausch zu einzelnen Fragestellungen und Themenbereichen ermöglichen“.
Die Transferveranstaltung startete mit drei Impulsvorträgen, welche im Schwerpunkt den Blick auf das direkte Umfeld der Athlet*innen, Sportinstitutionen und politischen Institutionen richteten. So ergab unter anderem die Analyse des Athlet*innenumfelds, wie wichtig es ist sicherzustellen, dass Athlet*innen und ihr direktes Umfeld gleiche Ziele verfolgen. Eine andere Erkenntnis betrifft die außersportlichen Entwicklungsziele (z. B. Persönlichkeit entwickeln), welche sich zwar in Konzepten wiederfinden, gleichzeitig nur wenige Maßnahmen darauf ausgerichtet sind diese zu befördern. Alle Referent*innen präsentierten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen, aus denen sie dann in interaktiven Formaten mit den Vertreter*innen aus dem organisierten Sport und der Sportpolitik Umsetzungsideen ableiteten.
In der abschließenden Podiumsrunde der Veranstaltung reflektierten Karen Molkenthin (Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin), Manfred Kehm (Landessportbund Niedersachsen), Werner Schuster (Deutscher Skiverband) und Dennis Sandig (DOSB) gemeinsam mit Dr. Antje Hoffmann (IAT) die Ergebnisse der IAT-Projekte zur Analyse und Weiterentwicklung des Fördersystems und die Perspektiven, welche sich daraus für die Sportpraxis ergeben.
Für eine strukturelle Verankerung außersportlicher Ziele plädierte Werner Schuster: „Man kann vielleicht nicht mehr davon ausgehen, dass der Leistungsanspruch beim Nachwuchs da ist. Wir haben nicht mehr diese Menge an Kindern, aus denen wir nur noch auswählen müssen. Wir brauchen eine Begeisterung, dass es sich lohnt an sein Limit zu kommen, dass es sich lohnt sich auszuprobieren, dass es eine Abenteuerreise ist dieser Sport und dass es mir etwas bringt für mein Leben. Das Stichwort Persönlichkeitsentwicklung ist einfach unterrepräsentiert“.
Karen Molkenthin sieht die Basiserhebung des Status Quo durch die Factsheets als Gewinn: „Ich nehme mit, dass wir als Länder einen Auftrag haben zu versuchen im Rahmen des Föderalismus möglichst viel Gemeinsamkeiten für die einzelnen Sportarten zu finden. Wir werden den Föderalismus nicht aufheben, wir wollen auch nicht ein Schema. Aber wir müssen schauen, dass wir einen höheren Grad an Vergleichbarkeit und Transparenz erreichen“. Dennis Sandig richtet den Blick in die Zukunft: „Mit den Factsheets zu den Bundesländern können wir die Fördermöglichkeiten transparent kommunizieren. Es gilt diese Instrumente weiterzuführen, die darauf einzahlen eine Förderlandkarte für den Leistungssport in Deutschland zu erstellen“.
Abschließend betont Manfred Kehm mit Blick auf alle Handlungsempfehlungen, dass „eine Umsetzung immer dann möglich ist, wenn unsere Expertise klar benannt wird und wenn wir eben auch den gemeinsamen Konsens im organsierten Sport haben. Dann glaube ich, geht es ganz schnell. Wir stehen uns oft selbst im Weg“.
Der Steilpass präsentierte aus Zeitgründen nur einen Ausschnitt der Projektergebnisse der letzten drei Jahre. Umfassend werden diese gemeinsam mit den während der Veranstaltung erarbeiteten Umsetzungsideen den einzelnen Stakeholdern gebündelt zur Verfügung gestellt.