Mit dem neuen Sprungtrainer Heinz Kuttin kam ein „absoluter Skisprungexperte ins Team“, sagt IAT-Wissenschaftler Dr. Sascha Kreibich, der die Kombinierer mit seiner Expertise unterstützt. „Heinz hat neuen Schwung in die Mannschaft gebracht. Er wurde zu 100 Prozent angenommen“, schätzt Kreibich ein. Nun hat Bundestrainer Hermann Weinbuch wieder eine absolut starke Mannschaft, der Kampf um die Olympia-Tickets war enorm. So war die Messlatte für die interne Qualifikation sehr hochgesteckt: zweimal eine Top-6- oder dreimal eine Top-8-Platzierung.
Das Skispringen als Teildisziplin hat sich weiterentwickelt „Die Nordische Kombination ist sprunglastiger geworden. Doch dieser Trend ist schon seit fast vier Jahren erkennbar“, sagt Dr. Kreibich. Um auf dem Podest bei einem Weltcup zu landen, müsse man auf Rang sechs bis maximal acht liegen. Langlauf-Cracks, die auf der Schanze keine Chance haben, können diesen großen Rückstand in der Loipe nicht mehr aufholen. Man muss in beiden Teildisziplinen Weltspitze sein.
Generell habe es auch eine enorme Entwicklung im Skisprung gegeben, sagt Dr. Kreibich. „Und diese Entwicklung kommt wie in den letzten Jahren auch etwas verzögert in der Kombination an.“ Abgesehen davon gibt es mit dem Norweger Jarl Magnus Riiber einen Ausnahmeathleten unter den Kombinierern, der in einer eigenen Liga springt. Zudem ist er auch in der Loipe sehr gut unterwegs. Er ist das Maß aller Dinge und das wird auch bei den Olympischen Winterspielen so sein.
Doch wie haben die Deutschen die Wende auf der Schanze geschafft? „Es waren mehrere Dinge, die zu einer Verbesserung führten“, sagt Kreibich. So wurden das Krafttraining und auch die Sprungvorbereitung geändert, das Grundvertrauen der Athleten gestärkt. „Das Feuer ist wieder entfacht“, sagt Kreibich. Er war bei ausgewählten Trainingslehrgängen dabei, hat Video-Aufnahmen gemacht und war im Austausch mit den Trainern. Dabei wurden individuelle Schwerpunkte gesetzt. Einer war die Symmetrie: „Sauberes Geradeausfliegen, um keine Meter zu verschenken.“ Einfluss darauf habe auch schon die Anfahrt, „deshalb habe ich auch viel von hinten gefilmt und sofort nach dem Training eine Rückmeldung gegeben.“ Auch die V-Skihaltung wurde gemessen.
Zudem kamen Druckmesssohlen zum Einsatz, um die Belastungsverteilung zu überprüfen und eventuell Anpassungen vorzunehmen, um im Endeffekt eine höhere Anfahrtsgeschwindigkeit zu erzielen und einen besseren Absprung zu erreichen. Ein Beispiel: Ein deutscher Kombinierer verlagerte während der Anfahrt fast die gesamte Last auf seine Zehen. Somit sei ein effektives Abspringen nicht mehr möglich. Damit kommt es zu Fehlern in der gesamten Absprungbewegung, die sich in der Einnahme der Flughaltung fortsetzen. Nach einer Intervention waren deutliche Verbesserungen zu sehen.