Die kardialen Biomarker Troponin I und Troponin T spielen eine Schlüsselrolle bei der Diagnose von Herzinfarkten und Herzschäden. Dr. Jan Wüstenfeld und das Team der IAT-Sportmedizin führten gemeinsam eine Beobachtungsstudie an 219 Spitzensportler*innen aus verschiedenen Sportarten durch. Das Projektteam untersuchte die Troponin-Werte der Athlet*innen im Rahmen sportmedizinischer Routineuntersuchungen, außerhalb von wettkampfbedingter körperlicher Belastung.
Die Untersuchung zeigte, dass 9,2 % der Sportler*innen einen erhöhten Troponin I-Wert aufwiesen, während ihre Troponin-T-Werte im normalen Bereich lagen. Umgekehrt zeigten 0,9 % normale Troponin I-Werte, aber erhöhte Troponin T-Werte. Überraschenderweise fanden die Forscher keine signifikanten kardiovaskulären Unterschiede zwischen Sportler*innen mit erhöhten Troponinwerten und denen ohne.
Die Studie legt nahe, dass bereits normales leistungssportorientiertes Training zu einem vorübergehenden Anstieg von Troponin I führen kann, während dies bei Troponin T eher selten vorkommt. Dies könnte bedeutsam sein, da Troponin T zuverlässiger bei der Beurteilung von Herzschäden bei Hochleistungssportler*innen erscheint als Troponin I.
„Die wesentliche Erkenntnis ist, dass bereits normale Trainingsbelastung zu erheblichen Anstiegen der Herzenzyme bei Hochleistungssportlern führt, was vorher in dieser Form nicht bekannt war“, erläutert Dr. Jan Wüstenfeld und betont: „Es ist also nicht der Fall, dass bestimmte Enzyme im Trainingsalltag nicht nachweisbar sein dürfen. So schwarzweiß, wie wir bisher gedacht haben, ist es definitiv nicht“.
Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Trainingsintensität, Alter und Geschlecht die Troponin-Werte beeinflussen können. Die vorliegende Studie hebt jedoch hervor, dass auch die Art der körperlichen Aktivität eine Rolle spielt. Besonders Marathonläufer und Ausdauersportler zeigten erhöhte Troponinwerte.
Die Studie betont die Komplexität der Troponin-Interpretation bei Hochleistungssportler*innen, insbesondere nach Ausdauertraining. Obwohl beide Troponine durch körperliche Belastung beeinflusst werden, sind die Unterschiede in ihrer Reaktion noch wenig verstanden. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um spezifische Unterschiede und Mechanismen zu entschlüsseln. Dieses Verständnis ist entscheidend, um genaue Diagnosen bei möglichen Herzschädigungen von Athlet*innen zu ermöglichen und fundierte Entscheidungen über deren Leistungsfähigkeit zu treffen.
Über die Studie:
Titel: "Differences in Troponin I and Troponin T Release in High-Performance Athletes Outside of Competition" (Jan C. Wuestenfeld,Tom Kastner, Judith Hesse, Leon Fesseler, Florian Frohberg, Cornelius Rossbach and Bernd Wolfarth), veröffentlicht im International Journal of Molecular Sciences, [2024], DOI: https://doi.org/10.3390/ijms25021062