Das „Corona-Jahr“ 2020 war ein besonderes für den deutschen Spitzensport. Statt intensiver Wettkampfphasen und Olympischer Spiele standen individuelle Trainingseinheiten auf der Agenda. Die aktuellen Nutzungszahlen des IAT-eigenen Systems zur Trainingsdatendokumentation IDA sind beeindruckend. Ende 2020 gab es 33 Instanzen, die jeweils einer Sportart oder Disziplin entsprechen. Zudem wurden mehr als 4,1 Millionen Trainingseinheiten, Wettkampfereignisse und weitere Einträge dokumentiert – allein 2020 ein Plus von 48 Prozent gegenüber dem Zuwachs im Vorjahr, was vorrangig auf die gestiegene Anzahl an Instanzen und der damit verbundenen Nutzer, aber auch auf neue Funktionalitäten zurückzuführen ist.
„Die Entwicklung der letzten Jahre ist äußerst positiv. Wir bieten inzwischen ein ausgereiftes System, was in seiner Sportartspezifik einzigartig ist und sich auf die individuellen Anforderungen der Verbände anpassen lässt. Dieses hohe Maß an Individualität sowie die sportartspezifische Expertise der IAT-MitarbeiterInnen überzeugte weitere Verbände, auf IDA umzustellen oder überhaupt erst mit der Trainingsdatendokumentation zu starten. Andere Verbände haben ihre Nutzung auf weitere Disziplinen ausgeweitet, sodass wir mittlerweile die Mehrzahl des olympischen Programms abdecken und in Pilotprojekten den paralympischen Sport unterstützen“, erklärt MINT-Fachbereichsleiterin Dr. Ina Fichtner.
Das beachtliche Wachstum der vergangenen Monate verdeutlicht die gestiegene Akzeptanz und feste Verankerung von IDA im deutschen Spitzensport. Nun gilt es, das bestehende Portfolio weiter zu stärken. „Natürlich sind wir weiterhin offen für Anfragen und werden auch in Zukunft interessierte Partner der olympischen und paralympischen Fachverbände unterstützen, um so auch die internationale Konkurrenzfähigkeit zu sichern. Unser vorrangiges Ziel ist es jedoch, die vorhandenen Instanzen weiterzuentwickeln, zu optimieren und auf die konkreten Problemstellungen der Sportarten und Disziplinen einzugehen“, sagt Fichtner. Das zukünftige Wachstumspotenzial liegt somit in der weiteren Steigerung der Funktionalität und in der ständigen Verbesserung der User Experience. „Die Spanne ist hier sehr groß. Einige Partner testen noch mit einem klar abgegrenzten Personenkreis oder nutzen ausschließlich bestimmte Module. Es gibt aber auch Verbände, die das Angebotsspektrum vollumfänglich ausreizen und von den Olympiakader-AthletInnen bis hin zu den NachwuchssportlerInnen sehr intensiv mit IDA arbeiten“, ergänzt Holger Jentsch, Leiter der Sportinformatik am IAT.
Zu den Fachverbänden, die das enorme Potenzial zur Unterstützung ihrer eigenen Arbeit erkannt haben, zählt auch der Deutsche Skiverband. Mit der Disziplin Skisprung erfolgte im April der Startschuss für die Zusammenarbeit. „Zwischen Planung und Implementierung ist inklusive einer ausführlichen Testphase weniger als ein halbes Jahr vergangen. Das ist Weltklasse und wird unseren SportlerInnen auf ihrem Weg genau dorthin eine enorme Hilfe sein“, berichtet Olympiasieger Martin Schmitt, der den Prozess in seiner Funktion als DSV-Talentscout begleitet hat.
Individualität trotz Grundgerüst
Die generische Entwicklung von IDA mit bis zu 30 verschiedenen konfigurierbaren Bausteinen macht diesen „Sprint“ möglich. Auf Basis eines universellen Grundgerüsts lässt sich innerhalb kürzester Zeit eine sportartspezifische IDA-Instanz aufbauen, die anschließend mit verschiedenen Modulen und bis ins Detail individualisiert werden kann. „Den größten Aufwand verursacht die sportartspezifische Anpassung. Hier sind wir auf die konkreten Anforderungen und einen guten Austausch mit den Verbänden angewiesen. Es ist sehr wichtig zu wissen, welche Ziele mit der Sammlung von Daten verfolgt werden. Unsere Möglichkeiten sind enorm. Wichtig ist, die passenden für den jeweiligen Partner zu finden“, erläutert Jentsch die Schwierigkeit der Aufgabe. An der Umsetzung der optimalen, sportartspezifischen Lösung arbeiten inzwischen sechs Mitarbeiter, in denen er auch einen Grund für die positive Entwicklung sieht. „Wir haben ein tolles Team von wissenschaftlichen Mitarbeitern unterschiedlichster Fachbereiche, die ihre jeweiligen Kompetenzen bestmöglich ein- und auch eine große Sportbegeisterung mitbringen. Unterstützt werden wir außerdem von den Experten der sportartspezifischen Fachgruppen, die auch unser Bindeglied zu den Spitzenverbänden sind. Diese Expertise ist so sicher einzigartig.“ Für den Arbeitsaufwand zur weiteren Optimierung der inzwischen 33 Instanzen gilt dies allerdings auch. „Im Mittelpunkt stehen die Wünsche und Anforderungen der einzelnen Verbände. Unser Ziel ist es trotzdem, keine Insellösungen für einzelne Sportarten zu schaffen, sondern Ideen und Neuerungen zu bündeln und bei Bedarf allen Partnern zur Verfügung zu stellen. Die Möglichkeiten und Module werden so immer umfangreicher und können dann individuell eingebunden werden.“
Mehr als Datendokumentation
Die Nutzung der IDA geht über die reine Dokumentation von Daten weit hinaus. Von der Planung einzelner Trainingseinheiten mit konkreten Zielstellungen und Empfehlungen durch die TrainerInnen über Wettkampfdokumentation oder diagnostische Daten bis hin zur individuellen Auswertung einzelner Sportler. Die Funktionalitäten sind umfassend. Das hat auch Martin Schmitt erkannt und freut sich über die intensive Nutzung: „Sowohl unsere Trainerinnen und Trainer als auch die AthletInnen sehen den Mehrwert, den das System ihnen bietet. Das ist wichtig und sorgt für Akzeptanz. Wir haben beispielsweise gerade Athletenprofile eingeführt. So erhalten unsere TrainerInnen auf einen Blick komprimierte, vorgefertigte Auswertungen zu konkreten Fragestellungen. Auch die persönliche Entwicklung kann so intensiv analysiert werden – und das über Jahre hinweg. IDA eröffnet uns diesbezüglich viele neue Möglichkeiten.“ Das sehen auch die Verantwortlichen anderer olympischer Disziplinen so, wie die aktuelle Statistik zeigt.