Die weltweite Coronapandemie hat für Athlet*innen und Trainer*innen wie für Sportverbände und -institutionen eine große Unsicherheit und hohen Informationsbedarf in allen Bereichen des leistungssportlichen Lebens mit sich gebracht. Wie sollten sich LeistungssportlerInnen in Zeiten der Coronapandemie verhalten? Welche wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse gibt es für den Umgang im Sport generell? Welche praktischen Tipps? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben die Wissenschaftler*innen des Fachbereichs Information Kommunikation Sport (IKS) das Themenportal „Coronavirus und Sport – Wissenschaft und Praxis“ entwickelt. Dabei folgten sie dem Grundprinzip des Fachbereichs: Auf der Grundlage von recherchiertem und dokumentiertem Wissen zu leistungssportrelevanten Themen werden sportartübergreifend Wissenstrends verfolgt, Wissensbedarfe identifiziert und spezifische Wissensangebote unterbreitet.
Mit Corona-Themenportal schnell auf Bedarf reagiert
Seit Beginn der Coronapandemie im März haben die Expert*innen des IAT weltweit nach relevanten Veröffentlichungen und Informationsangeboten zum Umgang mit den Auswirkungen des Virus im (Leistungs-)Sport recherchiert. Dabei hatten sie gegenüber anderen Bereichen des Instituts den Vorteil, dass sie ihre Arbeit auch während des Lockdowns nahezu uneingeschränkt fortsetzen konnten, da Recherche, Erfassung und Systematisierung der Publikationen komplett digital ablaufen. Ging es anfangs vor allem darum, das Heimtraining durch das Dokumentieren von Best-Practice-Beispielen zu unterstützen, hat sich die Bandbreite der Themen im Pandemieverlauf immer weiter ausdifferenziert. Bis Ende Oktober waren im Themenportal „Coronavirus und Sport – Wissenschaft und Praxis“ mehr als 750 Veröffentlichungen erfasst, die von konkreten Übungsvorschlägen bis hin zu empirischen Studien reichen. Eingeflossen sind auch die Recherchen für Länderanalysen, die das Team in jedem Olympiazyklus über die Entwicklung ausgewählter nationaler Leistungssportsysteme durchführt. Im Themenportal erfasst wurden beispielsweise auch Konzepte und Handlungsleitfäden von im Weltsport führenden Nationen im Umgang mit der Coronapandemie. Um das umfangreiche, täglich wachsende Wissen besser zu strukturieren und leichter abrufbar zu machen, bietet das Informationsangebot vorgefertigte Recherchen zu verschiedenen Themenbereichen, wie zum Beispiel Training, Gesundheit, Prävention, Psychologie, Eventmanagement und Sportpolitik. Sportmedizinische Fragestellungen machen hierbei fast 60 Prozent der erfassten Quellen aus (siehe Abbildung oben rechts). Als Medientypen wurden neben den klassischen Formaten wie Artikeln in Fachzeitschriften und Forschungsergebnissen auch digitale und audiovisuelle Formate wie Webportale, Blogs, Videos und Podcasts dokumentiert und systematisiert.
Wissensangebote während Corona-Pandemie generell sehr nachgefragt
Aber nicht nur der Umgang mit Corona selbst, sondern generell die Wissensbestände des Fachbereichs IKS standen während der Pandemie im Fokus. Infolge der Einschränkungen im Trainings-, Diagnostik- und Wettkampfbetrieb verzeichneten die WissensmanagerInnen des IAT einen spürbaren Anstieg an Anfragen von TrainerInnen und WissenschaftlerInnen nach individuellen Recherchen und Übersetzungen von Originalbeiträgen. Ihnen konnte ein umfassendes, seit 1992 kontinuierlich aufgebautes und ständig weiterentwickeltes Angebot trainingswissenschaftlicher Fachinformationen unterbreitet werden, dessen Kern die zentrale Wissens-Datenbank SPONET bildet. In den letzten Jahren wurden immer neue Quellen erschlossen, inzwischen werden am IAT allein 400 Zeitschriften regelmäßig ausgewertet. Mit mehr als 90.000 Nachweisen zu leistungssportrelevanten Themen ist SPONET zugleich die Basis für
50 LIDAs, die sportartspezifisches Wissen für den Leistungssport bereitstellen, und für den Fachinformationsdienst SPRINT, der deutschlandweit mehr als 3.000 Leistungssportpraktiker und -forscher entsprechend ihrer individuellen Wissensbedarfe versorgt.
Auch international stoßen die Fachinformationsangebote des IAT auf hohes Interesse, wie die Zugriffszahlen auf SPONET zeigen. Immer wieder werden die ExpertInnen des Fachbereichs für einen fachlichen Austausch angefragt: in den letzten zwölf Monaten unter anderem bei der nationalen Leistungssport-Konferenz des DOSB, auf der Internationalen Tagung der Vereinigung von Hochleistungssportzentren (ASPC) in Barcelona, beim Netzwerk-Treffen der Fachinformationsexperten Australiens und Ozeaniens (AUSPIN) in Canberra oder beim bilateralen Workshop mit Experten des China Sport Information Center (CSIC) am IAT. Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ist für die IAT-WissensmanagerInnen ein unbedingtes Muss, um innovative Lösungen auf Weltniveau für den deutschen Leistungssport zu entwickeln.
Trainergerechte Aufbereitung von Wissen ist die Zukunftsaufgabe
In ausgewählten Sportarten geht das Angebot des Fachbereichs Information Kommunikation Sport über die systematische und gezielte Versorgung mit Fachinformationsquellen hinaus. Entsprechend der Informationsbedürfnisse der zentralen Zielgruppe der TrainerInnen im deutschen Leistungssport arbeitet das IKS-Team gemeinsam mit einigen Sportartexperten des Instituts an sogenannten Trainer-Digests, in denen interessante Wissenschaftsthemen überwiegend in Form eines Flipbooks aufbereitet werden. Ein Leuchtturm ist hier das seit 2016 laufende gemeinsame Projekt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB): das Wissensportal der DFB-Akademie. Zunächst ebenfalls als Digest gestartet und speziell ausgerichtet auf die beim DFB angestellten Trainer, verzeichnet dieses öffentlich zugängliche Portal mittlerweile über eine Million Zugriffe pro Jahr. In dem Wissensportal werden innerhalb von derzeit sechs Wissensmodulen aktuelle Studien und Technologieentwicklungen in leicht verständlicher Sprache vorgestellt. Eine Vision der WissensmanagerInnen ist es, die Idee dieses Wissensportals zukünftig einmal in allen am IAT betreuten Sportarten verwirklichen zu können – mit allen Produkten und Inhalten, die das IAT für Trainer und Wissenschaftler zu einer Sportart anbietet.