Bessere Wettkampfanalysen im Triathlon dank eines neuen Messsystems

Die Schwesterninstitute IAT und FES haben in einem gemeinsamen Projekt das Freiwassermesssystem „TriSwim" entwickelt. Aktuell wird es weiter verbessert.

Quelle: IAT

Das Freiwasserschwimmen im Triathlon mit Massenstart ist in Bezug auf Wettkampfanalysen weltweit nach wie vor eine „Blackbox“. Gesicherte Erkenntnisse zum Schwimmen im Triathlon sind kaum verfügbar und nur in den seltensten Fällen ist klar, warum nach dem Schwimmen jemand als Erstes aus dem Wasser kommt oder auch nicht. Deshalb war die Deutsche Triathlon Union (DTU) an einem Messsystem (Hard- und Software) interessiert, dass verschiedene Parameter wie Geschwindigkeiten, Streckenlängen und Streckenverläufe aufnimmt, um die „Schwimmleistung“ bewerten zu können. Denn am Markt befindliche Systeme verfügen nicht über die Genauigkeitsanforderungen, die im Spitzensport benötigt werden.

Das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) unter Leitung von Hilko Ehmen entwickelte in enger Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Triathlon-Projektleiter des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), Dr. Torben Hoffmeister, das Freiwassermesssystem „TriSwim“. Seit Anfang des Jahres hat Jannik Seelhöfer die Leitung dieser Fachgruppe am IAT übernommen. Derzeit werde weiter an der Optimierung des Sensors gearbeitet, berichtet er. So wurde die Genauigkeit verbessert, indem auf ein Vier-Satelliten System zugegriffen wird. Ziel ist der standardisierte Einsatz der Sensoren mit möglichst wenig Aufwand bei der Auswertung.


Technologische Entwicklung des TriSwim Sensor am FES

Die Teildisziplin Schwimmen bietet aufgrund der Abdeckung durch Wasser und niedriger Fortbewegungsgeschwindigkeit schwierige Randbedingungen für den Einsatz von satellitengestützter Navigation (GNSS). Querbewegungen des Kopfes durch Atem- und Orientierungsbewegungen erschweren genaue Messungen zusätzlich. „Dabei wird die wassergünstige Lage verlassen und Kraft geht verloren“, erklärt Seelhöfer. Deshalb werden mittels Inertialsensoren die Drehbewegungen gemessen, um eventuell Rückschlüsse auf die Schwimmtechnik ziehen zu können.

Mit der Entwicklung des satellitengestützten TriSwim-Messsystems werden präzise Messungen und zeitnahe Auswertungen inklusive pdf-Export der geforderten Bewegungsdaten auf der Grundlage von GNSS-Daten ermöglicht. Das System basiert hardwareseitig auf GNSS- und IMU-Technologien (inertiale Messeinheit) und wurde seitens des FES für die Verwendung im Schwimmen soweit optimiert, dass sich mit der aktuellsten Version mit einer hohen Genauigkeit Parameter wie Schwimmstrecken und Geschwindigkeit für beliebig lange Strecken mit der zugehörigen Software berechnen und darstellen lassen. Das FES entwickelt Hard- und Software stetig weiter. Großer Wert wird dabei auf die Bedienbarkeit und schnelle Verfügbarkeit der Messdaten gelegt. Mit TriSwim wurde eine technische Lösung mit hoher Messgenauigkeit entwickelt, die nach aktuellem Wissen international so nirgendwo sonst Einsatz findet.


Anwendung des TriaLog Sensors in der Sportpraxis durch das IAT

Die Anwendung des TriSwim-Messsystems wird aktuell bei wichtigen Wettkämpfen durch die Wissenschaftler des IAT begleitet. Die Daten ermöglichen neue Erkenntnisse von Anschwimmzeiten, Differenz-/Rückstandszeiten an Bojen und dem Ausstieg, von Schwimmstrecken im intraindividuellen Vergleich aber auch im Vergleich zu anderen Sportlerinnen und Sportlern werden für Trainer praxisgerecht aufbereitet und auswertet.

In der noch relativ kurzen Einsatzzeit konnten in der Auswertung der Wettkampfdaten durch das IAT Erkenntnisse generiert werden, die direkt in das Training aller Alters- und Kaderstufen einfließen und die taktische Vorbereitung der Spitzenathletinnen und -athleten auf das Freiwasserschwimmen beeinflussen. Mit der Erweiterung von automatisierten Auswertungen von Bewegungsparametern, wie zum Beispiel Zug- und Atemfrequenzen, Ermüdungskenngrößen, etc., basierend auf Algorithmen in der Auswertesoftware „TriControl“, sollte sich dieses Potenzial noch weiter entfalten lassen und dem deutschen Triathlon-Team einen entscheidenden Wissensvorsprung zur internationalen Konkurrenz bescheren.