„Mit Arndt Pfützner verlieren das IAT und der deutsche Leistungssport eine große Persönlichkeit von hoher Fachkompetenz, großartiger Leidenschaft und unermüdlichem Engagement,“ betont Prof. Martin Engelhardt, Vorstandsvorsitzender des IAT/FES e. V.. „Er war ein Mann, der den Leistungssport mit allen Facetten und Emotionen vorgelebt hat – und dies sowohl gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des IAT als auch in allen Gremien und Funktionen, die er bekleidete.“ In seinen Abschiedsworten an seine IAT-Kolleginnen und -Kollegen im März 2015 hat Arndt Pfützner selbst unterstrichen: „Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können, und ich bin bis zum letzten Tag immer gern auf Arbeit gegangen.“ Dies galt auch, so betonte er damals ausdrücklich, in den schwierigen Anfangsjahren, in denen anhaltende Finanzprobleme und Dopinganschuldigungen gegen das Institut die Arbeit erschwerten und welche die Mitarbeiter*innen des Instituts letztlich gemeinsam überwinden konnten.
Seit dem Gründungsjahr des IAT 1992 war Arndt Pfützner am IAT tätig. Zunächst leitete er den Fachbereich Ausdauersportarten, ehe er im Jahr 2000 das Amt des Direktors übernahm. In dieser Zeit hat sich das Institut zu einer festen Größe im gesamtdeutschen Leistungssport entwickelt und eine hohe internationale Reputation erarbeitet. Unter der Führung von Arndt Pfützner hat das IAT die prozessbegleitende Trainings- und Wettkampfforschung als Kernstück seiner Arbeit etabliert. Seine Grundprämisse war dabei stets, dass Spitzenleistung professionell entwickelt werden muss – sowohl im mikro-, meso- und makrozyklischen Trainingsaufbau als auch im langfristigen Leistungsaufbau. Die dafür notwendige komplexe Betrachtung der Leistungsentwicklung von der Weltstandsanalyse über die Aufhellung der Leistungsstruktur und den Ableitungen für die Trainingsstruktur bis hin zu Empfehlungen für das Training im Rahmen eines Trainer-Berater-Systems hat er in der Philosophie des IAT fest verankert. Sie bildet bis heute die Basis für die wissenschaftlichen Projekte des IAT in den unterstützten Sportarten.
Unter der Leitung von Arndt Pfützner hat das IAT auch zahlreiche Symposien, Foren und Workshops veranstaltet, um Wissen in die Trainingspraxis zu bringen und zu vernetzen. Als anerkannter Experte für Weltstandsanalysen und Ausdauertraining sowie als Autor zahlreicher Bücher und Fachbeiträge war Arndt Pfützner selbst gefragter Referent auf nationalen und internationalen Konferenzen und Weiterbildungsveranstaltungen der Sportverbände. Als Professor an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und Honorarlehrkraft an der Trainerakademie Köln gab er zudem über viele Jahre sein Wissen und seine Erfahrungen an die Studentinnen und Studenten weiter.
Bereits vor und später auch neben seiner Tätigkeit am IAT hat sich Arndt Pfützner in verschiedenen Institutionen und Funktionen um den Leistungssport und die Leistungssportforschung in Deutschland verdient gemacht. Nach Abschluss seines Studiums an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) war er als Forschungsgruppenleiter Skilanglauf am Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (FKS) in Leipzig tätig. 1980 promovierte der frühere Biathlet zum Doktor der Pädagogik. 1990 folgte die Habilitation zur Theorie und Methodik des Skilanglauftrainings. Seit 1980 hat er bei zahlreichen Olympischen Spielen Sportlerinnen und Sportler der deutschen Nationalmannschaften wissenschaftlich unterstützt und mit seiner Arbeit zu zahlreichen Medaillenerfolgen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen beigetragen. Nach der deutschen Wiedervereinigung hat der passionierte Wintersportler sein Metier gewechselt und sich fortan dem Triathlon verschrieben. In den 90-er-Jahren half Arndt Pfützner als Leistungssportwart mit, professionelle Leistungssportstrukturen in der Deutschen Triathlon-Union aufzubauen, er begründete die Triathlon-Akademie und etablierte das nach wie vor jährlich stattfindende Triathlon-Symposium mit. Als Ruheständler war er bis 2018 als Vizepräsident der DTU für Wissenschaft und Trainerbildung tätig.
Auch im DOSB hat sich Arndt Pfützner als Ideen- und Impulsgeber, aber auch kritischer Analytiker über viele Jahre als Mitglied im Beirat Leistungssportentwicklung engagiert. Ein wichtiges Anliegen war ihm dabei insbesondere das systemische Zusammenwirken der wissenschaftlichen Einrichtungen des deutschen Spitzensports. Federführend hat er die Idee eines „Forschungs- und Serviceverbundes Leistungssport“ innerhalb des DOSB mitentwickelt, in dem IAT, FES, die Trainerakademie und die Olympiastützpunkte unter der Leitung des DOSB wirkungsvoller und abgestimmter zum Nutzen des deutschen Spitzen- und Nachwuchsleistungssports zusammenarbeiten sollten. Stets hat er dabei angemahnt, Eigeninteressen hinter den Gesamtnutzen für den deutschen Leistungssport zurückzustellen. Zuletzt beim Spitzensport-Symposium 2015, als er das Amt an seinen Nachfolger Dr. Ulf Tippelt übergab, resümierte er: „Und wenn ich immer wieder die Ursachen für den Leistungsrückgang im deutschen olympischen Sport mit fehlendem Gestaltungswillen und Fähigkeiten sowie Mut zur Durchsetzung innovativer Ideen und Wege bzw. Umsetzung von vorhandenen Handlungskonzepten beschrieben habe, so rufe ich alle auf mitzuhelfen, dass der jetzt eingeleitete Aufbruch im deutschen Sport schnell gelingt und gemeinsam, unter Zurückstellung von Eigeninteressen, Befindlichkeiten oder auch Bequemlichkeiten den vielen innovativen Ideen zum Durchbruch verholfen wird, die wir in unserem Hause erarbeitet haben bzw. noch erarbeiten werden und die in den anderen kooperierenden FSL-Institutionen vorhanden sind.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft werden Arndt Pfützner stets mit Respekt, Stolz und Dankbarkeit für seine Verdienste um das IAT und den deutschen Leistungssport gedenken, sein Vermächtnis in Ehren halten und die Arbeit des Instituts in seinem Sinne weiterführen.